(Foto (c) Rainer Sturm/pixelio.de)

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Viele Anwohner in Friedrichshain-Kreuzberg klagen über zunehmende „Ballermannisierung“ ihrer Kieze: der Charakter der Wohngebiete wird durch ein Übermaß an gastronomischen Betrieben bedroht.

Deshalb hat unsere Fraktion bereits 2012 einen Antrag eingebracht, der die Prüfung der Neueröffnung von Bars, Kneipen und Restaurants vorsieht. Auf dieser Basis wurde nun die erste Neueröffnung eines Gastro-Betriebs gestoppt.

Beantragt wurde in der Kreuzberger Grimmstraße die Umnutzung einer Gewerbefläche als zukünftige Weinstube. Dem widersprach jetzt das Bezirksamt. Der Graefekiez, zu dem die Straße gehört, verzeichnet bereits eine starke Häufung gastronomischer Betriebe.

„In beliebten, gut besuchten Gebieten steigen die Mieten, es kommt zu einem Verdrängungswettbewerb eben auch auf Gewerbeflächen“, sagt Stadtrat Hans Panhoff (Grüne). „Erfahrungsgemäß sind die Gewinner dieses Wettbewerbs meist nicht die kleinen, seit langem im Kiez verwurzelten Geschäfte, sondern neue Restaurants, Bars oder Cafés.“

„Wenn in einem Kiez die x-te Cocktailbar das letzte Obst- und Gemüsegeschäft in der Umgebung verdrängt, geht das vor allem zu Lasten der Anwohner. Gleichzeitig verändert sich das Gesicht des Kiezes, so dass dieser nach und nach seinen einzigartigen Charakter verliert. Damit werden die Kieze unattraktiver sowohl für Bewohner als auch für Besucher“, sagt Julian Schwarze (Grüne), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses.

Der Antrag sieht vor, eine Umnutzung von Wohn- und Gewerbeflächen zu gastronomischen Betrieben überall dort zu prüfen, wo der Charakter eines Wohngebietes gefährdet ist. Diese Möglichkeit ist in § 15 der Baunutzungsverordnung für Allgemeine Wohngebiete vorgeschrieben. Bestehende Lokale sind davon nicht betroffen. Lediglich bei Neueröffnungen wird künftig geprüft, ob ein weiterer Betrieb noch der Gebietsversorgung dient oder ob dieser eher zur „Ballermannisierung“ eines Kiezes beitragen würde.