Der Anteil des Fahrradverkehrs nimmt in Friedrichshain-Kreuzberg stetig zu, auf der Oberbaumbrücke hat er bereits 20 % erreicht. Im Bezirk hat auch nur noch eine Minderheit der Haushalte ein Auto.

Vorfahrt für Fahrräder – das gilt noch in dieser Radsaison für die Bergmannstraße. Der Bereich zwischen dem Marheinekeplatz und dem Südstern wird Fahrradstraße. Dann haben Fahrräder Vorfahrt vor Autos. „Dieser Fortschritt ist nur eine Etappe von vielen im diesjährigen Zwischenspurt auf dem längeren Weg zum Radbezirk Friedrichshain-Kreuzberg“, sagt Jutta Kalepky (von den Grünen vorgeschlagen), die als Stadträtin auch für die Bereiche Umwelt und Verkehr verantwortlich ist. Unter ihrer Leitung verantwortet das Bezirksamt 2008 Investitionen in eine verbesserte Radinfrastruktur im Bezirk in Höhe von rund 500.000 Euro. Das ist viel Geld, wenn man bedenkt, wie sehr Friedrichshain-Kreuzberg unter dem Kürzungsdruck durch den rot-roten Senat zu leiden hat.

Viele neue Abstellbügel

Ebenfalls in der Bergmannstraße sollen spätestens im Spätsommer eine Vielzahl neuer Abstellplätze für Räder entstehen. Schon im Frühsommer hat das zuständige Tiefbauamt die ersten Radbügel aufstellen lassen. Die restlichen Fahrradständer, an die ein Rad anlehnbar und anschließbar ist, folgen über den Sommer. Zum Teil werden sie am Fahrbahnrand, also auf der Straße installiert. Zahlreiche weitere Bügel entstanden in diesem Jahr oder entstehen aktuell in der Mariannenstraße, am Fraenkelufer und in der Graefestraße. Darüber hinaus hat die BVG angekündigt, rund um U- und S-Bahnhofe für viele neue Radabsteller zu sorgen. Zusätzlich will die S-Bahn in diesem Jahr berlinweit 1.500 Fahrradstellplätze schaffen

Neue Radstreifen für Friedrichshain und Kreuzberg

In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der Schaffung weiterer Radinfrastruktur im Stadtteil Kreuzberg, nachdem im vergangenen Jahr besonders an der Frankfurter Allee in Friedrichshain Radinfrastruktur verbessert wurde. Dort war der abenteuerlich schlechte Zustand der Radwege mit mehr als 300.000 Euro beendet worden. Dennoch entstehen verbesserte Radstreifen bis Jahresende auch in der Karl-Marx-Allee und der Straße der Pariser Kommune. Hier werden die Knotenpunkte rund um die Ampelanlagen ebenfalls erneuert. Weitere neue Radstreifen in Kreuzberg werden den Radverkehr in der Katzbachstraße, der Wilhelmstraße und Skalitzer Straße sicherer machen. Daneben wird der Radweg auf der Prinzenstraße zwischen Ritter- und Heinrich-Heine-Straße saniert. Die Grünen erfüllen mit diesen Maßnahmen ihr Versprechen, die Radinfrastruktur im Bezirk massiv zu verbessern. Allerdings wird es schwierig, mit dem schnellem Zuwachs des Radverkehrs Schritt zu halten. Dieser stieg allein von 2004 zu 2006 um 18 % und soll bis zum Jahr 2010 auf einen Anteil am Gesamtverkehr von 15 % weiter steigen.

Komplizierte Finanzierung der Radsinfrastruktur

Die Investitionen in die Radsinfrastruktur werden insgesamt aus drei Töpfen bezahlt. Ein Teil der Gelder stammt aus dem knappen Bezirkshaushalt für das laufende Jahr. Zusätzliche Ausgaben stammen aus den Investitionsmitteln, die das Bezirksparlament vor Jahren für diese Zwecke festgeschrieben hat. Eine weitere Quelle sind die Fördertöpfe des Senats wie etwa das Radwegesanierungsprogramm. Die Grünen kritisieren schon lange, dass der Senat einerseits Bezirks-Gelder pauschal kürzt und gleichzeitig Sonderprogramme etwa zur Radwegesanierung auflegt. Durch die Programme kommt zwar ein Teil der Gelder zurück, die dem Bezirk vorher gestrichen wurden. Aber es entsteht sinnlose Doppelarbeit. „Das ist ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Senatsmitarbeiter, während im Bezirk das Personal mit dem Schreiben von Anträgen beschäftigt ist“, kritisiert Stadträtin Kalepky. Die Grünen fordern deshalb neben einer weiteren Erhöhung der Mittel für den Radverkehr, dass die Bezirke selber über das Geld verfügen können. Denn auf dem Weg zu einem Radbezirk Friedrichshain-Kreuzberg bleibt noch einiges zu tun.

Christian Honnens