Der Volkspark Friedrichshain zählt zu den facettenreichsten Grünanlagen Berlins. Vor 170 Jahren fiel der Beschluss für seine Gestaltung. Ein Rückblick
Alles begann mit einem Vorschlag des Berliner Oberbürgermeisters Büsching im Jahr 1823. Vor dem Landsberger Tor, einem der 18 Stadttore Berlins, sollte ein Volksgarten entstehen. Schon damals waren die Erholungsmöglichkeiten der Einwohnerinnen und Einwohner begrenzt und notgedrungen amüsierten sich viele von ihnen auf Friedhöfen. Was dort wiederum große Schäden anrichtete.
Das Landsberger Tor ist mittlerweile Vergangenheit. Wo es stand, ragen heute die wuchtigen Hochhäuser des Platzes der Vereinten Nationen in den Himmel. Dagegen ist der Volksgarten erfreuliche Realität, denn im Jahr 1840 kam endlich Bewegung in seine Verwirklichung. Die Stadtoberen feierten damals das einhundertjährige Jubiläum der Thronbesteigung Friedrichs des Großen, weshalb die Wahl des Parknamens wenig originell auf Friedrichshain fiel. Geländeverhandlungen verzögerten jedoch seine Gestaltung. Mit sechsjähriger Verspätung begangen die eigentlichen Arbeiten, die im Jahr 1848 abgeschlossen wurden. Gerade rechtzeitig, um den Park auch zu einem politischen Ort werden zu lassen. Über 180 getötete Aufständische der so genannten Märzunruhen fanden hier eine letzte Ruhestätte. Die Begrabenen hatten sich zuvor gegen die Monarchie aufgelehnt und machten ihren Friedhof zu einer Pilgerstätte der republikanischen Bewegung.
Für Aufsehen sorgte zwanzig Jahre später auch der Bau des ersten Städtischen Krankenhauses auf dem Parkgelände. Der damit verbundene Verlust an Grünfläche wurde mit der Erweiterung des Friedrichshains nach Osten kompensiert. Seit dieser Zeit gibt es nicht nur das Krankenhaus sondern neben dem Alten auch den Neuen Hain.
Die gesamte Parkanlage erfreute sich fortan ständig wachsender Beliebtheit und erhielt kurz vor dem Ersten Weltkrieg mit dem romantisch anmutenden Märchenbrunnen ein stadtweit bekanntes Wahrzeichen. Neben Müßiggängern suchten auch immer mehr Sport- und Spielbegeisterte den Park auf. Doch dieses freundliche Miteinander endete zu Beginn des Zweiten Weltkrieges abrupt. Flaktürme wurden errichtet und beschossen. Der Park in die Kampfhandlungen einbezogen und verwüstet. In der Nachkriegszeit begann das große Aufräumen: Die Flaktürme erhielten einen Mantel aus 2,1 Millionen Kubikmetern Trümmerschutt der umliegenden Wohngebiete. Eine anschließende Bepflanzung schuf zwei künstliche Berge von 67 und 78 Metern Höhe. Sie prägen nach wie vor das Bild des Parks. Ebenso die Denkmäler und Pavillons aus DDR-Zeiten. Unter den größeren Bauwerken ist nur das Karl-Friedrich-Friesen-Schwimmstadion verschwunden. Die Anlage bot 8000 Zuschauern Platz und war anlässlich der III. Weltfestspiele der Jugend im August 1951 eröffnet worden. Aufgrund von Baumängeln erfolgte zur Wendezeit der Abriss. Heute wird das Areal für Beachvolleyball genutzt. Nur noch wenige erinnern sich an das Schwimmstadion. Der Bürgermeister Büsching ist fast komplett aus der kollektiven Erinnerung verschwunden. Doch ohne ihn hätte es vielleicht nie einen Volkspark Friedrichshain gegeben.
Alexander Jossifidis