Würde man dem Vorschlag der Internationalen Energie Agentur folgend bis zum Jahr 2030 rund 500 neue Atomkraftwerke bauen, müsste man den Uranabbau auf das rund vierfache der heutigen Menge steigern. Gegenwärtig gelingt es der Atomindustrie aber nicht einmal, die Lücke zwischen heutigem Uranbedarf und heutiger Uranförderung zu schließen: rund 40% des heutigen Uranverbrauches stammen aus Lagern, die in den kommenden zehn Jahren erschöpft sein werden.
Der Deutsche Wirtschaftsminister Glos täuscht die Öffentlichkeit fatal, wenn er auf seiner Website schreibt: „Aufgrund seiner hohen Energiedichte und seiner sehr guten Lagerfähigkeit kann Uran de facto als heimischer Energierohstoff betrachtet werden.“ Tatsache ist vielmehr, dass in Deutschland kein Uran gefördert wird, sondern dass die Stromerzeugung aus Atomkraft zu 100% importabhängig ist. Aha – dazu äußert sich Glos auch: „Uran wird derzeit überwiegend aus politisch stabilen Ländern importiert.“ Während die Energiestatistik des BMWI zu jedem importierten Barrel Öl ein Herkunftsland angibt, gibt es zu Uran keinerlei vergleichbare Statistik.
Uranimport aus Usbekistan und Kasachstan sicher?
Die Atomwirtschaft gibt jedoch Auskunft: Nukem gibt an, dass das von ihr verarbeitete Uran aus Usbekistan, Kasachstan und Russland stammt, – politisch stabil? Namibia, Nigeria und Südafrika sind weitere Förderländer aus denen der Westen importiert. Auch der Atomstaat Frankreich hat seit 2005 keine Uranförderung mehr und kaum noch nennenswerte Vorkommen, daher auch Sarkozys Reise quer durch Afrika direkt nach Amtsantritt: auf Uransuche in Libyen und Marokko. Allein Kanada und Australien sind westliche Uranexporteure. Besonders die im Bau befindliche kanadische Mine ‚Cigar Lake’ mit 21% Urankonzentration war lange Zeit Hoffnungsträger der Atomwirtschaft: sie sollte ursprünglich einen Großteil des heutigen Uranbedarfs liefern, die Pläne mussten jedoch ständig zurück geschraubt werden. Nach gegenwärtiger Planung soll sie rund 10% des heutigen Weltbedarfs decken, auch der französische Atomkonzern Areva ist beteiligt. Doch die unter einem See liegende Mine erlitt mehrere Wassereinbrüche, erst Mitte August 2008 lief sie erneut randvoll mit Wasser – das Bauprojekt ist gegenwärtig gestoppt, die Wiederaufnahme steht auf dem Prüfstand. Nukem plant in der Not zusammen mit dem größten Düngemittelhersteller der USA uranhaltige Phosphatvorkommen in Florida zu erschließen. Das Uran soll abgetrennt und das Phosphat als Dünger genutzt werden. In den Böden reichern sich Uranrückstände jedoch an und werden auch ins Grundwasser ausgewaschen. Natururan ist nicht nur schwach radioaktiv, sondern auch als Schwermetall höchst giftig und krebserregend. Durch die geringe Urankonzentration von rund 0,01% werden bei der Förderung Unmengen uranhaltige Erde umgegraben und bleiben mit Rückständen belastet ein Umweltproblem.
Bei einer Urankonzentration von weniger als 0,02 – 0,01% im Erz wird die Energiebilanz von Abbau und Verstromung aber sogar negativ. Dieses ist beim Uran-Phosphatdünger der Fall. Von ‚Ökoenergie’ keine Rede. Auch die weltgrößten Vorräte in Australien in der Mine ‚Olympic Dam’ haben nur eine Uranerzdichte von 0,04% und weniger, der Abbau lohnt sich nur, weil zugleich 2-3% Kupfer enthalten sind. Der Gesamtenergieoutput ist aber minimal.
Die Technologie ist gescheitert
Während die deutsche Atomwirtschaft der Öffentlichkeit weiszumachen versucht, dass nur die kritische Öffentlichkeit Atomenergie in Deutschland zu einer Auslauftechnologie macht, ist in Wirklichkeit die Technologie selbst grandios gescheitert. Das Scheitern des Schnellen Brüters in allen westlichen Industrieländern führt zum raschen Aufbrauchen der Uranvorräte. Und auch die vierte Generation Atomkraftwerke soll erst ab 2040 zur Verfügung stehen. Statt als ‚Perpetuum Mobile’ zu schweben, präsentiert sich die Atomwirtschaft höchst materiell: Mangel an fossilen Uranbodenschätzen und Unmengen Strahlenmüll lassen den Traum platzen. Den Atommüll wird schon der Steuerzahler wegschaffen. Asse zeigt wie sicher.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Energie von B90/Die Grünen plädiert daher nicht nur für eine vollständige atomare Abrüstung, sondern auch für einen weltweiten Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Atomkraft. Sie kann zur Lösung der Energieprobleme keinen Beitrag leisten, sondern ist durch Anreiz zum atomaren Wettrüsten und zur Umweltverschmutzung nach wie vor eine ernste Bedrohung der Lebensgrundlagen. Astrid Schneider, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Energie