Mitte Dezember diskutieren die Staaten der Welt in Kopenhagen über ein neues Abkommen zur Reduzierung der CO2-Emmissionen. Welche Anstrengungen unternimmt unser Bezirk? Ein beispielhafter Überblick
Wer duscht oder wäscht, verbraucht warmes Wasser, das normalerweise in die Kanalisation gelangt. Das Abwasser hat damit ganzjährig eine Durchschnittstemperatur von fünfzehn Grad Celsius. Mit dieser Wärme wird seit Ende 2006 die Turnhalle am Kreuzberger Leibniz-Gymnasium beheizt. Das besondere an diesem klimafreundlichen Pilotprojekt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: Dies ist die erste sogenannte Abwasserwärmepumpe in Deutschland östlich des Rheins mit dieser Technik. Praktisch läuft das so: Vier Meter unter der Erde verläuft der Abwasserkanal aus dem die Wärme für die Duschen und Heizkörper des Gebäudes stammt. Über Wärmetauscher im Kanal unter der Sporthalle wird dem Abwasser die Wärme zum Heizen entzogen.
Abwasserwärmepumpe und Verkehrsmaßnahmen
Neben der Linienstraße in Mitte existiert seit September 2008 eine zweite Radstraße in der Berliner Innenstadt. Nach jahrelangem Kampf der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Bezirksparlament hat der Fahrradverkehr nun in einem Teilstück der Bergmannstraße Vorrang gegenüber dem Autoverkehr. Die erste Radstraße im Bezirk soll die Fahrradnutzung attraktiver und sicherer machen. Das ist gut fürs Klima und die Gesundheit.
Carsharing-Unternehmen wie Greenwheels stellen Fahrzeuge im öffentlichen Raum zur Verfügung, die gegen eine Miete von allen genutzt werden können. Damit wird ein einziges Auto effizienter genutzt. Das reduziert nicht nur den CO2-Ausstoß sondern auch andere Umweltauswirkungen, die durch die PKW-Produktion entstehen können. Um Carsharing zu unterstützen, haben grüne Stadträte im Bezirksamt seit 2006 an 35 Orten extra Parkflächen ausgewiesen, die nur von Carsharing-Fahrzeugen genutzt werden dürfen. Neun weitere sind in Planung.
Energetische Sanierung und Solaranlagen
Energetische Sanierungen sind nicht nur für private und landeseigene Wohngebäude sinnvoll, sondern auch für die Gebäude, die in der Hand des Bezirks sind wie Schulen, Kitas oder die Rathäuser. Beispiele für Sanierungsmaßnahmen sind der Austausch von Fenstern und Türen, die Dämmung von Fassaden, Kellern und Dächern oder die Erneuerung ineffizienter Heizungsanlagen. Für dieses und nächstes Jahr plant das Bezirksamt unter der Führung der grünen Stadträtin Jutta Kalepky, 23 Gebäude für 34,4 Millionen Euro zu sanieren – neben Schulen und Kitas auch Jugendclubs und Bibliotheken.
Die Sonne spendet Energie ohne klimaschädliche Emissionen hervorzurufen. Mit Hilfe von Solaranlagen kann entweder Strom erzeugt oder Wasser aufgeheizt werden. Wo andere deutsche Kommunen aus unterschiedlichen Gründen die Genehmigung und somit den Bau von Solaranlagen auf Gebäudedächern verzögern, stieg der Anteil an Solaranlagen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in den letzten Jahren rasant an. Rund 7000 Quadratmeter an Dächern wurden mit Solaranlagen versehen. Natürlich ist inzwischen selbst das Rathaus Kreuzberg dabei.
Mehr Grünflächen und Heizpilzverbot
Weil der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zu den Gebieten Europas gehört, die am dichtesten besiedelt sind, gibt es hier nur wenige Grünflächen wie den Volkspark Friedrichshain, den Görlitzer Park oder den Victoriapark. Weil Bäume, Büsche und andere Pflanzen CO2 speichern und damit der Atmosphäre entziehen, haben Grünflächen aber einen positiven Klimaeffekt. Auch aus diesem Grund hat das Bezirksamt unter Führung grüner Stadträte in den vergangenen Jahren drei neue Grünanlagen realisiert: Den East-Side-Park an der Spree, den Park am Gleisdreieck und den Mendelsohn-Bartholdy-Park in den Nähe des Potsdamer Platzes. Der neue Park an der Spree, ebenfalls auf Friedrichshainer Spreeseite, steht kurz vor der Fertigstellung. Und im kommenden Jahr sollen die weiteren Grünflächen am Kreuzberger Ufer hinzukommen.
Wer sich in einem Straßencafé in Friedrichshain-Kreuzberg in der kalten Jahreszeit mal einen leckeren Milchkaffee gönnen will, wird hier von den Café-BetreiberInnen immer häufiger mit warmen Decken ausgestattet. Während anderswo zahllose Heiz-Pilze das abendliche Stadtbild prägten und dabei das Klima verpesteten, sind sie hier im Bezirk auf Antrag der Grünen verboten. Denn: Ein Heiz-Pilz wärmt nur wenige Meter seiner unmittelbaren Umgebung und gerade in Zeiten in denen alle Kraft auf das verlustfreie Heizen von Innenräumen konzentriert wird, ist das Beheizen von Außenflächen völlig widersinnig. Deshalb ist die Nutzung auf öffentlichem Straßenland seit diesem Jahr untersagt. Bisher hat sich das Land Berlin leider geweigert, die Nutzung auch auf privatem Gelände zu verbieten. Hier und in vielen anderen Bereichen bleibt in Sachen Klimaschutz also noch viel zu tun. Tommi Augsburg