Bei der Diskussion um die Mediaspree spielt immer wieder die einzigartige Clublandschaft am Ufer eine Rolle. Nun hat Tobias Rapp ein Buch darüber geschrieben, wie alles anfing und weshalb jedes Wochenende junge Europäer in großen Mengen an die Spree kommen: Wegen der Musik. Clubs zogen ostwärts

Schon seit geraumer Zeit spielt Musik an der Leipziger-/Ecke Wilhelmstraße keine große Rolle mehr, obwohl hier Anfang der 90er Jahre das Herz des Techno schlug. Das E-Werk ist längst geschlossen und der Tresor weggezogen. Mit dem Jahrtausendwechsel kam es zu einer Ostverschiebung der Szene. Mit dem Weekend am Alexanderplatz existiert auch heute noch eine Station dieser Entwicklung. Alle anderen relevanten Clubs liegen nunmehr im Spreeraum. Sei es der neue Tresor in der Köpenicker Straße, die Bar 25 und das Watergate direkt am Wasser oder – einer der besten Clubs der Welt – das Berghain, wenige Meter von der Spree entfernt.

Bevor er nun sein Lotterleben bei der taz und in den Clubs beendete, um beim Spiegel richtig Geld zu verdienen, hat Tobias Rapp die Geschichte der zur Ausgehmeile werdenden Spree in einem gut lesbaren und kurzweiligen Buch zusammengefasst. Halb Clubreport, halb Personenregister der Aktivisten gibt er einen launigen Abriss der Entwicklung. Wobei dem Buch anzumerken ist, dass Rapp bisher vor allem Plattenkritiken geschrieben hat. So sind die kleineren Abschnitte, die sich mit Musik befassen, in deutlich wortmächtigerer Sprache verfasst, als die Beschreibungen von Clubs und Personen. Bemerkenswert ist, dass offenbar noch immer kein ungezwungener Umgang mit Drogen möglich ist. Obwohl sie doch genauso zum Clubleben gehören, wie die Musik.

Insgesamt lässt sich anhand des Buches von Tobias Rapp die Entwicklung des Zusammenwachsens der beiden Stadtbezirke Kreuzberg und Friedrichshain – versinnbildlicht in der Namensgebung des Berghains – und die Entwicklung des Spreeraums gut nachvollziehen. Möge uns im Bezirk auch in Zukunft ein lebendiges Clubleben erhalten bleiben. Tobias Rapp – Lost and Sound: Berlin, Techno und der Easyjetset, Suhrkamp Verlag, 8,50€

Dirk Behrendt