Investoren, Wirtschaft und Gewerbe mir ihren eigenen Mitteln kulturell herausfordern – alternative Förderung für Kultur im öffentlichen Raum.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gilt über die Stadtgrenzen hinaus als bunter und lebendiger Kulturstandort. Vor allem tragen die zahlreichen kulturellen Eigeninitiativen zu einer vielfältige Stadtkultur bei. Gleichzeitig ist die Attraktivität des Bezirkes für ganz unterschiedliche Interessenten in den letzten Jahren stark gestiegen. Monotone gewerbliche Konsumangebote, Besucherzahlen und steigende Mieten nehmen stetig zu; dies geht einher mit intensiven Bautätigkeiten, Lärmbelastungen und dem Verlust von sozialen Strukturen und öffentlichem Raum.
Durch solche Entwicklungen reduzieren sich auch Möglichkeiten für viele Anwohnende und ansässige Kulturschaffende, worunter im besonderen Maße die lokale Stadtkultur negativ beeinflusst wird leidet. Diese Konflikte gefährden die kreative Szene durch Verdrängung und Vereinnahmung – manche gehen freiwillig, viele sehen sich dazu gezwungen. Die hohe Bereitschaft sich (ehrenamtlich) sozial, künstlerisch und kulturell zu betätigen, sollte gerade jetzt unterstützt werden. Sie hat den Bezirk geprägt und soll es auch in Zukunft noch tun.
Problemlage und die Lösung: Positive Intervention
Gerade aber die Attraktivität des Bezirkes scheint Investoren anzuziehen, welche mit ihren Vorhaben die besondere Kultur Friedrichshain-Kreuzbergs gefährden.
Wie können wir diesen Herausforderungen und Problemen begegnen? Wie kann freie Kunst und lokale Kultur gefördert werden? Die bezirkliche, städtische und landesweite Förderlandschaft ist überlastet – zu viele Projekte und Initiativen bewerben sich auf begrenzte Fördervolumen.
Aus diesem Grund vereinigten sich Initiativen, die sich zwischen Basispolitik und Kulturarbeit bewegen, und initiieren einen Fonds für Kultur im öffentlichen Raum in Friedrichshain-Kreuzberg. Der Frixbergfonds soll in Friedrichshain-Kreuzberg eine neue Form der Kulturfinanzierung realisieren. Diejenigen, die von ihren Tätigkeiten im Bezirk finanziell profitieren, sollen in den Fonds einzahlen. Über eine unabhängige Jury soll das eingezahlte Geld an Projekte weitergegeben werden, die sich im Themenfeld der künstlerischen, kulturellen und kommunikativen Auseinandersetzungen mit aktuellen Konflikten und möglichen Entwicklungen des Bezirkes bewegen. Im Fokus stehen künstlerisch experimentelle Konzepte, Interventionen und Beteiligungen. Die kulturelle Tradition des Bezirkes erhaltend , sollen die geförderten Projekte einen Perspektivwechsel anregen, Wissensaustausch fördern oder Beteiligungsmöglichkeiten schaffen. Damit sollen insbesondere auch solche Projekte gefördert werden, welche die Tätigkeiten der in den Fonds einzahlenden Investoren und Wirtsschaftunternehmen im Bezirk thematisieren und mitunter kritisieren.
Perspektive und Ziel
„Ziel des Fonds ist eine basis- und kunstorientierte Kreativität im Kiez, entgegen einer zunehmenden Kommerzialisierung und entgegen dem Prinzip „höher, schneller, weiter …“. Diese Anforderungen verstehen sich als richtungsweisende Perspektiven des Fonds.“ erklären Verena Völkel und Hajo Toppius, zwei der InitiatorInnen des Fonds. Es steht aber noch alles zur Debatte. Mögliche Interessenskonflikte bei der Ausgestaltung des Fonds sollen weitestgehend transparent gemacht und öffentlich diskutiert werden. Die genaue Ausgestaltung und Ausrichtung wird deshalb unter Beteiligung der Anwohnerschaft im Kiez vom neu zu gründenden Verein AnföR entwickelt. Dieser soll kontinuierlich den Fonds und die geförderten Projekte inhaltlich begleiten.
Wer finanziert den Fonds? Der erste Schritt
In dem Kulturausschuss am XX.XX.2017 wurde der Interventionsfond präsentiert und erhielt großen Zuspruch aller Mitglieder. Er wird nun in organisatorischer Kooperation mit dem Bezirk und mit finanzieller Unterstützung durch die im Bezirk aktive Wirtschaft realisiert. Ansässige Unternehmen und Personen stellen Mittel zur Verfügung, aus denen ein dauerhafter und vor allem unabhängiger Projektfonds gebildet werden kann.
Die Umsetzung des Fonds wird in einer öffentlichen „Ouvertüre“ Anfang Juni 2017 zur Diskussion gestellt. Der Auftakt zum Frixbergfonds soll eine künstlerisch-diskursive Auseinandersetzung zu dieser alternativen Finanzierungsmöglichkeit darstellen. Die Grundlagen und kritischen Aspekte des Fonds sollen diskutiert werden, Chancen und Verwirklichungs-Möglichkeiten ausgelotet werden.
Uta, Verena, Samuel und Hajo vom ANföR i.G.