Es muss und es soll sich etwas ändern im Kiez um den Mariannenplatz. So lautete der Tenor der gut besuchten Info-Veranstaltung der Grünen zusammen mit dem Mieterrat Block 100 am 10. Dezember im Ina-Kindergarten in der Dresdener Straße.

Für Aufatmen im Kiez sorgte die Tatsache, dass die Blöcke 100, 97 und 77 zwischen Naunyn- und Waldemarstraße von der einen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft zur anderen wechseln. Dass die Häuser nun an die Degewo gehen, begrüßte der Mieterrat. Denn damit zerschlugen sich Befürchtungen, die 1.129 Wohnungen und 20 Ladenlokale rund um den Mariannenplatz könnten von Privatinvestoren aufgekauft werden. Auf der neuen Eigentümerin Degewo ruhen große Hoffnungen und Frank Bielka, Vorstand der Degewo-Gruppe erntete großen Applaus für die simple Ankündigung, Kaltwasserzähler einzubauen. Für diese Veränderung hatte der Mieterrat bei der bisherigen Eigentümerin, der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) lange, aber vergeblich gekämpft.

Endlich Kaltwasserzähler

„Auf unsere Briefe, wie wir die Betriebskosten senken können, bekamen wir immer nur ausweichende Antworten“, beklagte sich die Mieterratsvorsitzende Gisela Hellwig beim WBM-Geschäftsführer Lars Ernst. Und sie wurde noch deutlicher. Die WBM habe die Häuser herunter kommen lassen: Beschmierte Wände, ungepflegte Innenhöfe und unerledigte Reparaturen. Es gebe keine Möglichkeit zur Mülltrennung. „Die großen und zum Teil unübersichtlichen Höfe sind nicht abschließbar“, so Hellwig weiter, „und deshalb tummeln sich dort die Dealer und die Leute aus den umliegenden Häusern karren einfach ihren Sperrmüll bei uns an.“ Doch damit soll jetzt, laut Degewo, Schluss sein: 4 Millionen Euro will sie in den nächsten Jahren in die Instandhaltung investieren. „Das Quartier rund um den Mariannenplatz, in dem zum großen Teil Menschen mit Migrationshintergrund leben, wird Schritt für Schritt aufgewertet“ hieß es in der Pressemitteilung zum Verkauf. Als Erstes würden zeitgemäße ökologische Maßnahmen umgesetzt, die nicht nur Kosten senken, sondern auch dafür sorgen, dass diese gerechter unter den MieterInnen verteilt werden können. Und mittel- und langfristig erhielten auch die Innenhöfe ein neues Gesicht.

Bezahlbare Mieten

Doch was bedeutet das für die Mieten? Das Wohngebiet liegt im Berliner Sozialstrukturatlas auf dem vorletzten Platz. Viele Hartz-IV-EmpfängerInnen leben dort. Doch für manche von ihnen ist die Kaltmiete in Höhe von 4,80 Euro schon jetzt zu hoch. Noch zahlt das Job-Center, auch die Betriebskosten in Höhe von rund 3 Euro pro Quadratmeter und auch die oft sehr hohen Nachzahlungen. Was aber geschieht, wenn die Mieten steigen? „Wir wollen versuchen, mit den gegebenen Mieten langfristig auszukommen“, erklärte Frank Bielka. „Die Degewo-Gruppe bekenne sich zu ihrer sozialen Verantwortung für Berlin und seine Menschen“ hatte es in der Pressemitteilung geheißen. Doch ein Stück Unsicherheit bleibt, nicht zuletzt deshalb, weil der Senat die Förderung für den sozialen Wohnungsbau abbaut. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Leute, die hier wohnen, auch hier bleiben können“, erklärte Bezirksbürgermeister Franz Schulz. „Die Mieten müssen bezahlbar bleiben.“

Ute Kätzel, Mitglied der BVV-Fraktion