Heidi Kosche setzt sich in einem Anschreiben an die BerlinerInnen für ein Tempelhof für Alle und die Beendigung des Flugverkehrs ein.

Liebe BerlinerInnen,

am 27. April 2008 sind Sie aufgerufen, im Volksentscheid über den Flugbetrieb in Tempelhof abzustimmen.

Ich bitte Sie als direkte gewählte Abgeordnete: Stimmen Sie für Berlin, Stimmen Sie mit NEIN.

Die Schließung des Flughafens Tempelhof wurde beschlossen von der Bundesregierung, den Landesregierungen in Berlin und Brandenburg und dem Berliner Abgeordnetenhaus. Die Schließung war auch Thema im Wahlkampf zum Abgeordnetenhaus 2006, sie bekam auch eine Mehrheit – auch bei der CDU. Seit 2007 wird dieser Schließungsbeschluss von der ICAT (Initiative-City-Airport-Tempelhof) in Frage gestellt, sie hat das Volksbegehren initiiert, in dem über 200.000 Bürgerinnen und Bürger sich für einen Volksentscheid ausgesprochen haben. Bündnis 90/Die GRÜNEN haben sich immer für mehr direkte Demokratie eingesetzt. Daher bin ich auch sehr froh darüber, dass es nun in Ihren Händen liegt, über die Zukunft des Flugverkehrs in Tempelhof zu entscheiden. Ich bin der Meinung, dass Flugzeuge in der Innenstadt nichts zu suchen haben und bitte Sie daher, mit NEIN zu stimmen.

Ich meine, dass gute Gründe für die Schließung und neue Nutzung des Flughafens Tempelhof sprechen:

  • das riesige Gelände (mehr als 400 Fussballfelder groß) im Herzen der Stadt kann als Grünfläche, Wohnort und Erholungsraum sowie als Standort für innovative Unternehmen sinnvoll genutzt werden,
  • die neue Nutzung des Tempelhofer Feldes erhöht die Lebensqualität in Berlin, vor allem auch bei uns in Friedrichshain-Kreuzberg,
  • bleibt der Flughafen Tempelhof offen, ist die Zukunft des neuen Flughafen BBI in Schönefeld und damit 40.000 Arbeitsplätze gefährdet,
  • der Fluglärm, die Gefahr durch Flugzeuge in der Stadt und die Umweltverschmutzung gefährden die BewohnerInnen in allen angrenzenden Bezirken,
  • falls wirklich der Flughafen in Tempelhof bleiben sollte, müsste eine neue Genehmigung beantragt werden, die er aus Lärmschutzgründen und vor allem aus Sicherheitsgründen an diesem Standort nicht mehr bekommen würde.

Die CDU hat dies in der Vergangenheit auch richtig erkannt und hat 1994, 1996, 1998 und 1999 beschlossen, den Flughafenbetrieb in Tempelhof zu beenden. CDU und FDP wollen den Flughafen in Tempelhof für Geschäftsflieger und VIPs. Damit würde der Flughafen weiter Lärm und Dreck produzieren, ein riesiges Verlustgeschäft bleiben und die Berliner Bevölkerung könnte dieses Gelände nicht nutzen. Entscheidend ist aber, was im Volksentscheid gefordert wird: Tempelhof soll als Verkehrsflughafen geöffnet bleiben und ausgebaut werden. Jenseits der juristischen Probleme (Gefährdung des geplanten Flughafen BBI, problematische Genehmigungsfähigkeit des Flughafen Tempelhof) würden dann Lärm und Gefahren durch den Flughafen für die AnwohnerInnen erheblich zunehmen.

Der Flughafen Tempelhof spielte eine wichtige Rolle in der bewegten Geschichte Berlins. Er wurde 1923 als erster Verkehrsflughafen weltweit errichtet, wurde 1975 geschlossen und 10 Jahre später für Kurzstreckenflüge wieder eröffnet. Der Geschichte des Flughafens, auch zur Zeit der Blockade Berlins, muss gedacht werden, dazu soll das Gebäude erhalten bleiben. Ein Informationszentrum Luftfahrt und eine Museum soll dort an die Geschichte erinnern. Aber: das Andenken braucht keine Starts und Landungen!

Keine Großstadt würde noch Flughäfen im Stadtzentrum bauen. Der immer wieder zitierte Flughafen London City Airport liegt vom Zentrum Berlins (Brandenburger Tor) etwas so weit entfernt wie der Flughafen BBI.

Am 27. April geht es um zukunftsfähige oder rückwärtsgewandte Politik für Berlin.

Ich bitte Sie: Stimmen Sie für Berlin Stimmen Sie mit Nein.

Ihre Heidi Kosche

Weitere Informationen erhalten Sie: www.gruene-fraktion-berlin.de/cms/default/dok/226/226286.volksentscheid_tempelhof.html