eine Filmkritik

Die sympathische Frauenmannschaft des BSV Al-Dersimspor trainiert in der Sportanlage am Anhalter Bahnhof. Ihre Spiele finden, wie bei den meisten anderen Amateurmannschaften auch, kaum öffentliche Beachtung. Dies ändert sich jedoch mit der Planung für ein Freundschaftsspiel gegen die iranische Frauennationalmannschaft. Das Spiel soll in Teheran ausgetragen werden. Fußball ist im Iran äußerst populär. Männer und Frauen dürfen jedoch nicht gemeinsam in das Stadion gehen. Ein Grund, weshalb während des Spiels selbst dem Vereinschef des BSV Al-Dersimspor der Zutritt zum Teheraner Sportplatz verweigert wird. Im Frühjahr 2006 finden sich folglich ausschließlich Frauen im weiten Rund ein. Mit südländischer Begeisterung schreien sie das iranische Team nach vorne. In den Augen der Sittenwächterrinnen ein Ärgernis, welches eine Steigerung erfährt, als Parolen für die Emanzipation der Frau formuliert werden. Die verschleierten Fußballspielerinnen bekommen hiervon nur am Rande mit. Die Konsequenzen sind jedoch eindeutig: Ein vorgesehenes Rückspiel in Kreuzberg wird von iranischer Seite kurzfristig abgesagt. Der Dokumentarfilm zeigt eindrucksvoll, dass für manche Entscheidungsträger Fußball doch mehr zu sein scheint als lediglich die schönste Nebensache der Welt. Das Verhindern eines Freundschaftsspiels, welches der Völkerverständigung hätte dienen können, wirft kein gutes Licht auf die Verantwortlichen. Ob sie ihrem Land damit einen großen Dienst erweisen, sei dahingestellt. Aktive Fußballfans, die sich den Film anschauen, dürften dies wohl eher bezweifeln.

Alexander Jossifidis