Afghanistan ist weltweit das zentrale Opium-Anbaugebiet. Der Drogenhandel spült immer neues Geld für Waffenkäufe in die Region. Der Frieden scheint nur ohne Opium möglich.
Im Föhn der Bundestagsdebatte um die Verlängerung der Bundeswehr-Mandate in Afghanistan wirkt der Hindukusch sehr nah. Inzwischen weiß fast jeder, dass dieses Gebirge vor unserer Haustür liegt. Täglich kommen Meldungen über Attentate, Kollateralschäden, Warlords, Taliban und Tote in allen Lagern. Bekannt ist auch, dass ca. 93% der weltweiten Opiumproduktion in Afghanistan angebaut werden. Ende August meldete die UNO, dass man dieses Jahr mit einer Rekordernte rechnen muss. Der Erlös des verkauften Opiums wird Taliban und Warlords doppelt freuen: Das aus dem Opium gewonnene Heroin ruiniert junge Menschen im Westen und mit dem Geld der Drogenmafia können neue Waffen gekauft werden. Ganz folgerichtig setzt sich daher nicht nur die UNO für eine Intensivierung der Bemühungen zur Bekämpfung des Opiumanbaus ein. So fordert der Direktor des UN Büros für Drogen und Verbrechungsbekämpfung (UNODC), Antonio Maria Costa, vor allem die afghanische Regierung Kabuls auf: „ihr Anti-Opium-Programm ehrlicher und energischer zu betreiben“. Bauern, die sich gegen den Opium-Anbau entscheiden, sollen durch den Bau von Schulen und Krankenhäusern belohnt werden. Konten bekannter Drogenhändler sollen gesperrt und ihr Eigentum beschlagnahmt werden. Doch zusätzlich zu diesen öffentlichen Programmen existieren offenbar Pläne, die Opiumfrage sprichwörtlich von der Wurzel her zu lösen.
Pilze im Einsatz gegen Schlafmohnpflanzen
In Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan, befindet sich das „Institute of Genetics and Plant Experimental Biology“. Dort gibt es eine lange Tradition der Erforschung biologischer Waffen, die gegen Schlafmohn in Anschlag gebracht werden könnten. Bereits die Sowjets ließen an diesem Institut einen Schimmelpilz – Pleospora papaveracea – isolieren und auf sein Potenzial, im großen Stil gegen den Opiumbau zum Einsatz gebracht zu werden, erforschen. In den 90er Jahren finanzierten die USA gemeinsam mit der UNODC mit einem Millionenprogramm die Fortführung der Forschungsarbeiten in Taschkent. Kritiker des Einsatzes von manipulierten Pilzen gegen Drogenpflanzen haben das Programm unter den Namen „Agent Green“ 2000 bekannt gemacht. Auch wenn das UNODC den Einsatz von gentechnisch manipulierten Pilzsporen gegen Opiumpflanzen offiziell nicht mehr verfolgt, so befürchten NGOs, wie z.B. das deutsch-amerikanische „The Sunshine Project“, dass die Pläne für den Einsatz fertig in den Schubladen liegen. Parallel zu den Forschungsarbeiten in Taschkent hat auch das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium ein Projekt zum Einsatz biologischer Schädlinge gegen Cannabis, Koka und Schlafmohn aufgelegt. Erst im März 2006 wurde dem US-Senat ein entsprechendes Gesetz zur Abstimmung vorgelegt. Dieses Gesetz würde die fortgesetzte Forschung zur Förderung eines offensiven biologischen Waffeneinsatzes gegen Drogenpflanzen ermöglichen.
Biologische Kriegsführung mit Agent Green
Der Pilz Pleospora papaveracea ist sehr aggressiv. Binnen 48 Stunden nach Ausbringung konnten in Labor- und Feldversuchen massive Schädigungen der Mohnpflanzen bewiesen werden. Erschreckenderweise sind bisher jedoch die Auswirkungen des Pilzes auf andere Pflanzen und das Ökosystem in den gesamten Studien ausgeblendet worden. Laut einem Bericht des Sunshine Projects würden die Sporen mit Flugzeugen über den feindlichen Anbaugebieten gesprüht werden. Eine Kontrolle der Vorgänge ist dann unmöglich. Die Folgen für die gesamte Region und ihre Bewohner sind nicht absehbar. Beim Einsatz dieser biologischen Waffen würde der Anwender, sei es die USA oder die UNO selbst, vehement gegen das international geltende absolute Verbot von Biowaffen verstoßen. Dieses verbietet auch den kriegerischen Einsatz von Schädlingen gegen jegliche Art von angebauten Pflanzen. Auch wenn es auf den ersten Blick verlockend erscheint: Grüne Agenten sollten niemals zum Einsatz kommen. Die Risiken wären unüberschaubar.
Barbara Fischer