In einem Artikel der Berliner Zeitung vom 20.07.07 warnt Heidi Kosche vor den Gefahren des Shisha Rauchens.

Aus der Berliner Alcopops zum Qualmen Drogenärzte warnen vor Wasserpfeifen – sie schmecken süß, sind aber gefährlicher als Zigaretten

von Caroline Rosales

Mega entspannt eine durchziehen“ und unter zart schimmernden Baldachindächern auf bestickten Sitzkissen abhängen und vom Alltagsstress abschalten: Für immer mehr Jugendliche gehört das gemütliche Schmauchen einer Wasserpfeife – auch Shisha genannt – zur Abendgestaltung. Längst gehört die schlanke Glassäule nicht mehr nur zum Inventar orientalischer Restaurants, sondern macht sich in Szene-Kneipen breit. Dabei ist der Gebrauch des bauchigen Qualm-Utensils keineswegs so ungefährlich, wie die Konsumenten vielleicht denken. Drogenexperten haben die Gefahr erkannt und sprechen bereits von „Alcopops zum Qualmen“. Über den Rauch von Wasserpfeifen werden zum Teil größere Schadstoffmengen aufgenommen als über filterlose Zigaretten, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). „Immer mehr junge Drogenpatienten geben auf ihren klinischen Aufnahmeformularen an, eine Wasserpfeife zu besitzen“, sagt Rainer Thomasius vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen. Vor allem in der Ecstasy- und „Partydrogen“-Szene gelte das Shisha-Rauchen als schick. Inzwischen ist das Wasserpfeifen-Rauchen auch Thema in der ambulanten Drogensprechstunde der Charité: „Über diese Kultur finden die Kinder und Jugendlichen Zugang zu härteren Substanzen wie Haschisch. Wer dazugehören will, quarzt wenigstens eine mit“, sagt Charité-Arzt Axel Hinzpeter. Bei den meisten minderjährigen Konsumenten bestehe überhaupt kein Problembewusstsein. Der Rauch ist schön kalt und kratzt nicht in der Lunge – deshalb denken viele, es sei nicht gefährlich, sagt der Charité-Arzt. Dabei ist das unter den Shisha-Freunden verbreitete Gerücht, das Wasser im Glas-Gefäß würde die Giftstoffe herausfiltern, schlicht falsch. Im Gegenteil: Die Flüssigkeit kühlt den Tabakrauch zwar ab, aber gerade dadurch kann dieser in viel tiefere Lungenschichten gelangen. Kennzeichnungen wie „Enthält 0 Gramm Teer“ seien laut Bundesinstitut für Risikobewertung für den Verbraucher irreführend. Die Nikotinkonzentration im Blut steige beim Paffen von Wasserpfeifen sogar stärker an als nach Zigarettenkonsum. Zudem mache das würzige Früchtearoma des Rauches die Shisha gerade für Schüler und bisherige Nichtraucher besonders attraktiv – ähnlich wie der süße Geschmack von Alcopops zum Alkoholtrinken verleite. Die gängigen Geschmacksrichtungen in Berliner Bars reichen dabei von Melone bis Cappuccino. Genau das kritisiert Heidi Kosche, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus. „Wir müssen Aufklärungskampagnen starten, die den Jugendlichen sagen: Das schmeckt nur nach Himbeere, schadet aber wie Zigaretten.“ Von einem Verbot der Shisha-Bars hält die Abgeordnete aber nichts. „Dann weichen die Kids eben auf Wiesen oder in die Parks aus.“ Görkhan Calisir hält die aktuelle Diskussion allerdings für übertrieben. Der 25-jährige Türke jobbt im Chiskhan, einer Shisha-Bar in Charlottenburg. Gäste unter 18 Jahren haben bei ihm Hausverbot. „Meiner Kenntnis nach entspricht eine Wasserpfeife etwa zwei Zigaretten“, schätzt er. Genau wisse er das aber auch nicht. Aber wahrscheinlich muss er sich darüber auch gar nicht mehr so genau informieren. Denn nicht nur die Zukunft dieser Bar, sondern die aller Shisha-Läden ist in Gefahr. Tritt das Nichtraucherschutzgesetz zum 1. Januar wie geplant in Kraft, wird diesen Bars die Existenzgrundlage entzogen. Denn „das Gesetz gilt für alle Gaststätten“, sagt Regina Kneiding, Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) fordert deshalb – um Konkurse der Bars zu verhindern – einen Kompromiss. Er schlägt vor, neuartige Raucherkabinen zuzulassen. Gemeint sind separate Zellen, in denen der Qualm durch Filter abgepumpt wird. Politisch hat dieser Vorstoß aber keine Chancen. Und zudem würde dort wohl kaum ein Gefühl von Tausendundeiner Nacht aufkommen.