Aida Baghernejad (28) ist im Mai bei Bündnis 90/Die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg beigetreten und damit unser 1.000 Mitglied im Bezirk. Caroline Ausserer hat sie zu ihren Beweggründen und politischen Vorstellungen befragt.

Stachel: Kannst du uns etwas über Dich erzählen?

Aida Baghernejad: Ich bin in Darmstadt aufgewachsen und eine Woche nach meinem 20. Geburtstag nach Berlin gezogen. Ich habe hier Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studiert und danach als freie Journalistin gearbeitet. Nach meinem Bachelor habe ich in London meinen Master gemacht und dort viel zu Gentrifizierung geforscht. Derzeit promoviere ich halb in London und halb in Berlin und vergleiche street food markets und Selbständigkeit nach der Finanzkrise in den beiden Städten. Ich war auch in London während des Brexits…

Wie war das?

Das war ganz schön hart. Ich sehe meine Zukunft nicht in London, was sich seit dem Brexit weiter verstärkt hat. Ich habe zwar in Peckham gelebt, einem migrantischen Stadtteil und vergleichbar mit Friedrichshain-Kreuzberg, beides liebe ich. Doch jetzt scheint es offensichtlich notwendig geworden zu sein, residency zu beantragen um nach dem Ausstieg aus der EU dort leben zu können. Das macht das Ganze schwierig.

Was verbindest du mit Xhain?

Ich bin 2008 nach Berlin gezogen und wohne in Friedrichshain, Nähe Berghain. Jetzt, wo sich bei mir das 10jährige nähert, merke ich wieviel sich verändert hat. Mein Leben spielt sich viel um den Kotti ab, viele Freund*innen wohnen da. Ich bin hier in Xhain erwachsen geworden. Es ist die Ecke, wo ich zuhause bin.

Warum bist du den Grünen beigetreten und warum genau jetzt?

Ich habe mich immer über Freund*innen lustig gemacht, die in Parteien sind. Ich wollte mich nicht festlegen und habe bisher ungültig, Piraten, die Partei oder eben grün gewählt. Ich habe erlebt, wie sich der Londoner Stadtteil Peckham rasant schnell gentrifiziert hat und in Xhain passiert ähnliches. Nach dem Aufkeimen der AfD, nach Pegida, dem Brexit und Trump finde ich es umso wichtiger politisch aktiv zu sein. Aber auch schon vor der Wahl von Trump habe ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht, einer Partei beizutreten. Ich habe die Parteiprogramme studiert und mir war bald klar, dass für mich nur die Grünen in Frage kommen. Weil es die einzige Partei ist, die glaubhaft für Diversität steht, wo Ernährungspolitik und der Ausstieg aus der Kohle wesentliche Themen sind. Die letzte Zeit hat mich noch stärker politisiert und ich wollte was machen und Stellung beziehen. Ich möchte mitgestalten können und glaube, das ist der richtige Schritt für mich. Ich habe meine politische Heimat gefunden.

Weißt du schon, wie du mitgestalten möchtest?

Ich bin schon ganz aufgeregt und habe auch schon eine Email zum Mentoringprogramm geschickt, da ich Lust darauf habe. Ich weiß noch nicht, wie aktiv ich mich einbringen kann und möchte, vielleicht bei einer LAG. Ich interessiere mich für Stadtpolitik und urbane Wirtschaft und mir liegen ein gerechtes Steuersystem, mehr Fairness zwischen Alt und Jung und eine progressive Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik am Herzen. In Xhain soll eine gesunde soziale Mischung erhalten bleiben und ich wünsche mir weiterhin Freiraum für alle.

(Stachel Juni 2017)