Pamukkale im Görlitzer Park wird zehn

Im August 1998 wurde der Brunnen, der den berühmten Kalk-Sinter-Terrassen nahe dem türkischen Dorf Pamukkale nachempfundene ist, mit einem feierlichen Akt eröffnet. Bereits kurze Zeit später, in den ersten Wintermonaten, traten aufgrund der viel zu porösen Struktur des vom Künstler gewählten Baumaterials starke Frostschäden auf. Das in den portugiesischen Kalkstein eingedrungene Wasser sprengte die Seitenflügel des Brunnens regelrecht auseinander. So verwandelte sich die Nachbildung des Naturwunders mit der Zeit in den riesigen Schutthaufen, den alle Besucher des Görlitzer Parks seither bewundern können. Allerdings darf man ihn aufgrund der Unfallgefahr schon lange nicht mehr betreten.

Auf beinahe zehn Jahre hat der verantwortliche Bildhauer Wigand Witting den Rechtsstreit um die Schuldfrage durch immer neue Berufungsverfahren gegen seine in allen Instanzen erfolgte Verurteilung ausgedehnt. Nun scheint es so, als würde das letzte Urteil zur Höhe des von Witting zu zahlenden Schadenersatzes in diesem Sommer gefällt. Damit besteht dann Rechtssicherheit für das Bezirksamt, das aufgrund der Landeshaushaltsordnung die endgültige Klärung abwarten muss, bevor es beginnt, Veränderungen am Brunnen vorzunehmen. So wird verhindert, dass Witting behaupten kann, Teile der Schäden seien durch die vom Bezirksamt nachträglich durchgeführten Maßnahmen verursacht worden und wären nicht auf seine ursprüngliche Konzeption zurückzuführen.

Da das Ende dieser rechtlichen Odyssee nun abzusehen ist, hat die BVV-Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Mai 2008 den Antrag eingebracht, zumindest ein Schild am Brunnen anzubringen, das die BürgerInnen informiert und dazu auffordert, dem Bezirk Vorschläge zur weiteren Nutzung der Pamukkale-Überreste zu machen. Dafür soll eine Kontaktadresse eingerichtet werden. Manche Besucher der Eröffnungsfeier erinnern sich noch daran, dass die Anlage unter anderem auch die guten deutsch-türkischen Beziehungen repräsentieren sollte… So betrachtet ist es allerhöchste Zeit diese Funktion wieder herzustellen.

Andreas Weeger