Grüne eröffnen zweijährige Kampagne gegen Genitalverstümmelung

Am 24. November 2008 wurde im Festsaal des Berliner Abgeordnetenhauses die terre-de-femmes-Kampagne gegen Genitalverstümmelung eröffnet. Ich war Schirmfrau dieser Auftaktveranstaltung. Worum geht es bei Genitalverstümmelung und warum kümmert sich eine deutsche Frauenrechtsorganisation um dieses Thema, dass fast ausschließlich Frauen nichtdeutscher Herkunft betrifft?

Alle 11 Sekunden entscheidet ein gewaltsamer Schnitt in die Genitalien eines Mädchens auf dieser Welt über ihr weiteres Leben. In schmutzigen Hinterzimmern und ohne Narkose werden kleinen Mädchen Klitoris und Schamlippen abgeschnitten. Viele überleben diese Tortur nicht. Die Mädchen leiden ihr Leben lang unter den Folgen: Schmerzen, Infektionen, Unfruchtbarkeit und erschwerte Geburten. Ganz zu schweigen von den seelischen Verletzungen, die die Frauen wie ein unsichtbarer Schatten verfolgen. 150 Millionen Betroffene gibt es weltweit.

Aber auch in Deutschland leben 20.000 betroffene Frauen. Über 4.000 Mädchen, in Berlin werden es einige Hundert sein, droht dasselbe Schicksal. Ihre Eltern fühlen sich alten Traditionen verpflichtet und glauben, unbeschnittene Töchter finden keinen Ehemann. Die Familien suchen nach willfährigen ÄrztInnen in Deutschland oder Beschneiderinnen in den vorwiegend afrikanischen Herkunftsländern. Deshalb ist es so wichtig, dass sich auch die Politik endlich dieses Themas angemessen annimmt.

Vor allem die Aufklärung des medizinischen Personals ist notwendig, denn weniger als 10 % der deutschen Ärzte haben jemals davon gehört. Hier sieht die Fraktion der Grünen im Abgeordnetenhaus dringenden Handlungsbedarf von Seiten der Senatsverwaltung für Gesundheit, die federführend diesen Missstand beseitigen muss. Aber auch in den Schulen muss dieses Thema angemessen besprochen werden. Nur wenn die betroffenen Mädchen um ihre Rechte wissen, können sie Hilfe in Anspruch nehmen. Die meisten Opfer von GV geben an, dass sie bis zum Tag ihrer Beschneidung völlig ahnungslos waren, was mit ihnen geschieht.

Anja Kofbringer, Mitglied des Abgeordnetenhauses

In Berlin gibt es einige Vereine und Organisationen, die sich um die Betroffenen kümmern. Die Liste finden sie im Internet im Anhang meiner kleinen Anfrage „Maßnahmen zur Verhinderung von GV in Berlin“ (www.parlament-berlin.de:8080/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-10087.pdf) Nähere Informationen finden sie im Internet unter: www.frauenrechte.de/