Der Kulturstandort „ZUKUNFT am Ostkreuz“ in der Laskerstraße in Friedrichshain ist bedroht.

 

Mit der ZUKUNFT am Ostkreuz ist ein weiterer Standort für Kunst, Sub- und Kneipenkultur im Bezirk von Verdrängung betroffen. Der geplante Neubau auf dem Gelände fügt sich in die Vorhaben von Pandion und Trockland ein, im Laskerkiez großflächig Büroflächen zu errichten – und den Kiez nachhaltig zu verändern. 

 

(Sub)Kulturelle Vielfalt

Mit der Eröffnung des Freiluftkinos in 2011, hat sich die ZUKUNFT am Ostkreuz als Knotenpunkt für Kino, Kunst, Konzerte, Theater und Gastronomie etabliert. In den vergangenen zehn Jahren wurden in der Brandruine eines ehemaligen Filmelagers Filmfestivals organisiert, eine Bühne für internationale Gastspiele junger Theatermachender geboten und eigenes Bier gebraut. Dabei stand eine unkommerzielle Nutzung im Vordergrund, die verschiedenen Angebote sind erschwinglich und niedrigschwellig.

 

Die Kündigung: Aktuelle Situation

Im Sommer 2021 haben die Betreiber*innen der ZUKUNFT die Kündigung ihres Mietvertrags erhalten. Die Eigentümer, die Groß-Berliner-Damm GmbH & Co. KG und Grundwert AG, planen hier die Errichtung eines Neubaus vornehmlich für Büronutzung. Obwohl Gespräche laufen, die ZUKUNFT in ihrer Nutzungsmischung nach Errichtung des Neubaus wieder einziehen zu lassen, ist diese Option nicht sicher – und eventuell von den Betreiber*innen gar nicht gewollt.  Der Bezirk bemüht sich indes um die Anmietung einer Ersatzfläche in der Nachbarschaft, die die ZUKUNFT nutzen kann. (Ein Grund mehr, dass wir weiter mit allen Mitteln gegen den Weiterbau der A100 kämpfen werden.) In der Bezirksverordnetenversammlung haben wir Grüne uns mehrfach gemeinsam mit SPD und LINKE für den Erhalt der ZUKUNFT ausgesprochen und Anträge zur Unterstützung des Prozesses eingebracht.

Aber nicht nur die ZUKUNFT selbst ist bedroht. Mit Sorge können die weiteren baulichen Entwicklungen im Kiez verfolgt werden. In unmittelbarer Nähe des Grundstücks plant Trockland das umstrittene „A Laska“ und Pandion den „Ostkreuz Campus“. Etwas weiter entfernt möchte Padovicz die Errichtung weiterer Bürogebäude in Angriff nehmen. Klar ist, dass die privaten Verwertungsinteressen, die die zukünftige Entwicklung im  Laskerkiez prägen, zu einer nachhaltigen Veränderung des Viertels führen werden. Die an die ZUKUNFT angrenzende Laskerwiese, ein grünes Kleinod und eine der wenigen Grünflächen mit kollektiver Gartennutzung im Kiez, ist ebenfalls von den Bauvorhaben bedroht.

 

Unterstützungsstrukturen

Unabhängig dieser Szenarien und der eher düsteren Zukunft für die ZUKUNFT, kann man sagen, dass sich die bezirklichen Strukturen zur Unterstützung bedrohter Orte als wirksam gezeigt haben.  Nach einer Sondersitzung des Kulturausschusses wurde die  AKS Gemeinwohl mit der Einrichtung und Koordination eines Zukunftsrates für die Zukunft am Ostkreuz betraut, , der sich nun mit der Rettung des Standortes befasst.  Beteiligt sind neben den Nutzer*innen selbst auch LokalBau, eine Struktur, die den Bezirk im kooperativen Neubau unterstützt, die Genossenschaft Eine für Alle eG, Vertreter*innen von Initiativen und stadtentwicklungspolitische Aktivist*innen sowie Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung, etwa der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Bezirksverordnete verschiedener Fraktionen, sowie auch die Senatsverwaltungen für Kultur und Stadtentwicklung.

Der Zukunftsrat bespricht nicht nur Lösungen und Wege, sondern unterstützt konkret in der Kommunikation mit dem Eigentümer und der Politik. So waren die AKS Gemeinwohl und LokalBau maßgeblich an der Durchführung eines Workshops im November 2021 beteiligt, der nach dem Vorbild des „Community Based Designs“ (nutzer*innenzentriertes Planen) einen Neubau nach den Vorstellungen der Betreiber*innen der ZUKUNFT entwarf. Als Ergebnis einer „kooperativen Planung“ war die Einbringung eines eigenen gestalterischen Entwurfs ein konstruktiver Baustein in den Verhandlungen. Dieser Ansatz des nutzer*innenzentrierten Planens könnte eine spannende Strategie für bezirkliche Neubauvorhaben sein, da er eine Demokratisierung von Planungsvorhaben und Gestaltungsansätzen mit sich bringt.

Vor allem aber zeigt das Beispiel der ZUKUNFT die Herausforderungen, mit denen der Bezirk sich auseinandersetzen muss. Dazu zählt die Stärkung von Strukturen, die Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft in einen Dialog und in eine gemeinsame Arbeitsweise bringen, aber auch die Aufstockung der Mittel für eine Taskforce auf Landesebene, die im Frühwarnprinzip bedrohte Orte identifizieren und zeitnah und effektiv entsprechende Maßnahmen einleiten kann, um den Erhalt zu ermöglichen oder Ersatzgrundstücke zu akquirieren.

 

Weitere Strategien

Auch wird zu prüfen sein, ob sich ein bezirklicher Kulturentwicklungsplan zum Erhalt kultureller Freiräume umsetzen lässt. In jedem Fall wird es eine große Aufgabe der nächsten Jahre sein, die Entwicklungen rund um den Laskerkiez so zu beeinflussen, dass die vorhandenen Strukturen nicht vertrieben werden.

Klar ist: von der Bezirks- über die Landes- bis hin zur Bundesebene werden wir uns dafür stark machen, dass Orte wie die ZUKUNFT und natürlich auch die ZUKUNFT selbst, Platz in unserem Bezirk haben. Denn sie machen ihn aus und sind unverzichtbar.

 

Maria Haberer, Silvia Rothmund und Werner Heck, Bezirksverordnete

 

Dieser Artikel erschien zuerst im Stachel, der bündnisgrünen Parteizeitung in Xhain.