Die Blumenhalle in Kreuzberg wurde mit einer zweitägigen Kunstausstellung "besetzt", um auf die mögliche Nachnutzung als landeseigene Kunsthalle aufmerksam zu machen

Bürgermeister Franz Schulz stand am Wochenende 31.5./1.6. manche Schweißperle auf der Stirn, denn so kurzfristig hatte wohl niemand zuvor ein so großes Ereignis unter seiner Schirmherrschaft realisiert. Doch am Ende hat alles geklappt und mit Hilfe der Bezirksverwaltung wurde für 36 Stunden der Blumengroßmarkt in eine Kunsthalle verwandelt.

Die Initiative Berliner Kunsthalle, die sich erst vor ca. vier Monaten gegründet hat, hat in nur zehn Wochen einen künstlerischen Wettbewerb vorbereitet und mit Hilfe von jeder Menge Eigeninitiative und Dank der großzügigen Förderung unter anderem von der Wall AG gezeigt, dass sich der Blumengroßmarkt als Kunsthalle eignet. 60 Kunstwerke wurden in der Halle und im Keller inszeniert und auch wenn manches Werk etwas verloren wirkte, konnte doch überzeugend gezeigt werden, welches Potenzial für Kunstausstellungen diese Halle bietet. Schweißperlen konnte Franz Schulz bestenfalls von draußen mitgebracht haben, denn währen draußen 32 Grad Hitze herrschte, war es in der Halle angenehm kühl. Auch das ein bestandener Härtetest.

Warum diese Halle an diesem Ort? Berlin braucht eine eigene Kunsthalle für die Präsentation wichtiger Positionen zeitgenössischer Bildender Kunst. Es gibt hier vergleichsweise gute Bedingungen für die Produktion von bildender Kunst, aber es fehlt an guten Standorten mit einer entsprechenden Größe zu Präsentation von zeitgenössischer Kunst. Nach der zweijährigen Nutzung der temporären Kunsthalle „White Cube“ auf dem Schlossplatz wird sich ab 2010 der Bedarf nach einer dauerhaften Lösung stellen. In der temporären Kunsthalle sollten Debatten geführt werden, welche inhaltliche Konzeption Berlin für eine permanente Kunsthalle braucht, auch damit keine Konkurrenz zu den kleineren Ausstellungsorten in Berlin entsteht.

Eine räumliche Absetzung vom Hamburger Bahnhof als Teil der Staatlichen Museen ist wichtig, um die konzeptionelle Eigenständigkeit für eine Berliner Kunsthalle zu betonen. Dazu bietet sich der Standort des heutigen Blumengroßmarktes zwischen der Linden- und der Friedrichstrasse vorzüglich an. Die Größe vom 6000qm und die stadträumliche Lage der Halle sind ihr wichtigster Vorteil.

Das Gelände zwischen der Friedrichstrasse und der Lindenstrasse liegt direkt gegenüber dem Jüdischen Museum und ist nur drei Gehminuten von der Berlinischen Galerie entfernt. Für die zahlreichen umliegenden Galerien in der Friedrich-, Linden-, Koch- oder Zimmerstrasse wäre dieser Standort eine wesentliche qualitative Aufwertung des ganzen Quartiers. Dies hat auch die Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg/Friedrichshain durch einen zustimmenden Beschluss unterstrichen. Die Immobilie befindet sich im Eigentum der Berliner Großmarkt GmbH, einer 100prozentigen Tochter des Landes Berlin. Spätestens Ende 2010, so ist schon lange geplant, soll der Blumengroßmarkt zum Großmarkt in der Beusselstrasse verlagert werden. Ein teurer Erwerb eines Grundstückes für eine Kunsthalle erübrigt sich und die Erstinvestitionen sind überschaubar. Der Auszug der Blumenhändler würde eine nahtlose Anknüpfung an die geplante temporäre Nutzung des Schlossplatzes bedeuten und ließe den öffentlich geäußerten Plan des Senats, in dieser Legislaturperiode einen permanenten Ort für die Präsentation junger Positionen zeitgenössischer Kunst zu schaffen, zeitnah verwirklichen. Es ist eine praktikable und preiswerte Lösung zugleich.

Alice Ströver, Mitglied des Abgeordnetenhauses

Info: www.berliner-kunsthalle.de