DS/0440/IV
Resolution
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Die BVV Friedrichshain-Kreuzberg erklärt sich solidarisch mit dem YAAM und appelliert an den Senat von Berlin unverzüglich zu handeln: Das YAAM leistet einen wichtigen Beitrag zur bezirklichen Infrastruktur bezüglich Sport- und Kulturangeboten und ist ein weit über die Grenzen Berlins und Deutschlands hinaus bekanntes interkulturelles Zentrum. Verliert Berlin das YAAM, verliert es einen seiner bekanntesten Kulturstandorte.
Alternative Projekte wie das YAAM, die sich über die Jahre in der Stadt entwickelt haben, sind zu großen Teilen für das besondere Flair und die kreative Mischung Berlins verantwortlich, die Jahr für Jahr Millionen von Menschen anziehen und begeistern.
Seit letzter Woche ist klar: Das YAAM ist akut von Verdrängung bedroht. Am 9. Oktober erklärte die Besitzerin des Grundstücks am Stralauer Platz Urnova dem Young African Art Market – YAAM überraschend aus „ökonomischen Gründen“ die Kündigung seiner seit acht Jahren bestehenden Zwischennutzung. Bisher war die Zusammenarbeit von beiden Seiten als konstruktiv und vertrauensvoll beschrieben worden. Jetzt muss das Gelände laut Vertrag innerhalb von 60 Tagen geräumt werden.
In dieser kurzen Frist muss alles abgerissen und abgebaut werden, was der Jugend- und Kulturclub in den letzten Jahren mit viel ehrenamtlicher Arbeit auf dem Gelände gebaut und erstellt hat. Veranstaltungsgebäude, die Bar mit Tanzfläche, Strand, Trainingsplätze, das Tonstudio, Cafés und die Imbisse mit gastronomischen Angeboten aus aller Welt müssen entfernt werden. Etwa 50 Arbeitsplätze auf dem Gelände werden verloren gehen.
Damit schlägt die zunehmende Verdrängung von alternativen Projekten aus dem Innenstadtbereich ein weiteres Mal zu. Und in diesem Fall besonders unnötig. Denn es gibt offenbar noch gar keinen Käufer für das Gelände am Stralauer Platz. Sowohl das YAAM, als auch das Bezirksamt gingen bisher aufgrund einer Verabredung mit der Unternehmensführung der Urnova davon aus, dass das YAAM erst dann gehen muss, wenn ein tatsächlicher Baubeginn feststeht. Diese Verabredung bricht die Urnova nun ohne Vorwarnung. Vermutlich um das Gelände noch besser verkaufen zu können.
Schon bei vorherigen Umzügen musste das YAAM alles abreißen, was mit vielen ehrenamtlichen Helfern errichtet wurde. Unter anderem auf dem Gelände an der Cuvrystraße. Dieser Platz ist bis heute eine stadtbekannte Brache. Das YAAM wurde damals vollkommen umsonst zum Umzug gezwungen. Dies gilt es diesmal zu verhindern. Besonders weil dieser Umzug ungleich schwerer ist, nachdem sich über die lange Zeit von acht Jahren feste Strukturen gebildet haben und ca. 250.000 Euro an Investitionen getätigt wurden.
Der Umzug selbst würde das YAAM nach eigenen vorläufigen Berechnungen etwa 190.000 Euro kosten, die es momentan auch dann nur schwer aufbringen kann, wenn ein Ersatzgrundstück gefunden werden kann.
Deshalb ist jetzt die Hilfe des Senats gefragt:
? Zunächst muss er sich unverzüglich mit dem Grundstückseigner Urnova in Verbindung setzen und die Bedeutung des YAAM für Berlin unterstreichen. Der Senat muss darauf hinwirken, dass die Urnova ihre Entscheidung noch einmal überdenkt und zu der alten Übereinkunft zurückkehrt, erst zu kündigen, wenn das Gelände auch tatsächlich bebaut werden soll.
? Sollte dies nicht möglich sein, benötigt das YAAM zügig einen neuen Standort, der diesmal allerdings eine langfristige Perspektive bieten muss. Die BVV Friedrichshain-Kreuzberg fordert den Senat dazu auf, schnell zu handeln und alternative Standorte anzubieten.
? Auch finanzielle Hilfe sollte für den Fall geleistet werden, dass der Umzug wirklich innerhalb der 60 Tage erfolgen muss und der Investor die im Vertrag festgelegten hohen Strafzahlungen bei Verzug tatsächlich verlangen sollte.
? Die Ideallösung wäre das Angebot eines Grundstückstausches oder -kaufes durch die Stadt an die Urnova, um das Areal an der Spree langfristig für eine alternative Nutzung für die Öffentlichkeit zu sichern. Dies sollte der Senat ernsthaft als langfristige Lösung erörtern.
Das YAAM ist eine großartige und prominente Werbung für Berlin, die die Stadt bisher nichts gekostet hat. Es steht für das Flair und die Besonderheit, die Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt in Berlin suchen. Es ist ein einzigartiges interkulturelles Zentrum, das über Deutschland hinaus einen Namen hat. Es erhält keine staatliche Förderung und trägt sich alleine. Jetzt benötigt es die Hilfe derjenigen Stadt, die es schon oft stolz präsentiert hat, um für sich zu werben, und sollte sie auch bekommen.
Friedrichshain-Kreuzberg, den 24.10.12
Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE