Das mehrgliedrige Berliner Schulsystem abgeschafft . Zukünftig gibt es nur noch die Sekundarschule und das Gymnasium. Zwar bleiben die Förderzentren erhalten, aber die Hauptschule, auf die zuletzt nur noch 7% eines Schülerjahrgangs gegangen sind, gehört damit der Vergangenheit an. Die Reform tritt zum Schuljahr 2010/2011 in Kraft, künftige 7. Kl. beginnen in der neuen Schulform ihren Bildungsgang und wachsen auf. Die älteren Jahrgänge beenden ihren Bildungsgang in ihrer jetztigen Schulform. Mit der Schulreform sollen 121 neue Sekundarschulen in den Bezirken entstehen.
Abschlüsse an der Sekundarschule:
Auf der Sekundarschule erreichen die SchülerInnen mindestens die Berufsbildungsreife. Ziel ist es jedoch möglichst viele SchülerInnen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) und zum Abitur zu bringen. Das Abitur kann sowohl nach 12 Jahren, wie auch nach 13 Jahren erreicht werden. Damit haben die SchülerInnen der Sekundarschulen ein Jahr länger Zeit, sich auf das Abitur vorzubereiten.
Abschlüsse am Gymnasium:
Hier können alle Abschlüsse der Sekundarschule erreicht werden. Allerdings werden die SchülerInnen bereits mit 12 Schuljahren zum Abitur geführt. Daher verdichten sich die Anforderungen an die SchülerInnen der Gymnasien.
Unterschied der Sekundarschule zu den bisherigen Gesamt-, Real- und Hauptschulen:
Die individuelle Förderung der SchülerInnen steht im Mittelpunkt. Durch gute Lernbedingungen, kleinere Klassen (mit max. 25 SchülerInnen) und Begleitung von SozialpädagogInnen ist eine bessere und gezielte Förderung der SchülerInnen möglich. Die Vereinfachung des Schulsystems entspricht den gegenwärtigen Empfehlungen der Bildungsforschung. Sekundarschulen sind Ganztagsschulen mit Mittagessen und bieten mehr Sprachförderung.
Vorteil der Sekundarschule gegenüber dem Gymnasium
Nicht jede/r SchülerIn möchte sich dem Leistungsdruck an Gymnasien aussetzen. Das Lernen an einer Sekundarschule richtet sich an das individuelle Leistungsvermögen der SchülerInnen. Wer den MSA erreicht, kann an der Sekundarschule weiterlernen, wenn diese eine gymnasiale Oberstufe hat oder auf ein OSZ wechseln, um dort das Abitur zu machen. An der Sekundarschule gibt es zusätzlich im Dualen-Lernen eine enge Verflechtung mit der Berufspraxis. Das Lernen an einer Sekundarschule ist damit anwendungsorientierter. Es müssen nicht nur Fakten gelernt werden, sondern durch Lernen in Projekten oder an einem außerschulischen Ort (Betriebe, Werkstätten etc.) bekommen die Jugendlichen einen Einblick in die Berufswelt. Der Nachteil ist, dass SchülerInnen zum Dualen-Lernen verpflichtet werden können. Damit besteht die Gefahr, dass innerhalb der Sekundarschule ein weiterer Schulzweig entsteht.
Probejahr und Sitzenbleiben am Gymnasium:
Mit der Möglichkeit des Sitzenbleibens und dem Probejahr werden die Gymnasien privilegiert. SchülerInnen, die nicht am Gymnasium verbleiben dürfen, müssen nach der 7. Kl. vom Gymnasium in die 8. Kl. der Sekundarschule wechseln. Damit werden die Sekundarschulen zu „Auffangbecken“ der Gymnasien degradiert. Aufgrund des Probejahrs und dem Sitzenbleiben am Gymnasium, kann nicht mehr von der Gleichwertigkeit beider Schulformen gesprochen werden. Dabei war gerade das ein Kernanliegen der Reform. Bündnis 90 / Die Grünen halten das Probejahr und das Sitzenbleiben am Gymnasium weiterhin für falsch und haben sich bei der Schlussabstimmung im Abgeordnetenhaus unter anderem deshalb enthalten. Özcan Mutlu, Mitglied des Abgeordnetenhauses