DS/0686/IV

Mündliche Anfrage



Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt,

1. Von 2010 bis 2012 hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg insgesamt 467 Einladungen zur Sprachstandsfeststellung bei Nicht-KiTa-Kindern verschickt, aber nur 96 Kinder wurden mit Deutsch Plus 4 getestet. Die Sprachstandsfeststellung erfolgte nicht bei 237 Kindern. Was weiß das Bezirksamt von den übrigen 134 Kindern, die in dieser Statistik „verschwinden“?

Bis zum 31. Mai eines jeden Kalenderjahres wird bei allen Kindern, die im folgenden Kalenderjahr regelmäßig schulpflichtig werden, festgestellt, ob die deutschen Sprachkenntnisse für eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht ausreichen. Alle Kinder nehmen an standardisierten Sprachfeststellungsverfahren teil. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat insgesamt 467 erste Einladungen aus dem ISBJSprachstands-
Programm versandt.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass 96 Kinder an der Sprachstandsfeststellung teilgenommen haben, – 237 der angeschriebenen Kinder bereits eine Kita besuchen bzw. der Kita-Gutschein beantragt wurde. Von den verbleibenden 134 Kindern leben 71 Kinder mittlerweile im Ausland oder sie sind verzogen,
aber immer noch in Berlin gemeldet. 23 Kinder sind zum Stichtag der Statistikabfrage noch nicht in Kitas vermittelt worden (z. B. aufgrund fehlender Kitaplätze). Bei 21 Kindern waren die Datensätze in der ISBJ-Sprachstands-Software fehlerhaft/ falsch und müssen noch geklärt werden.
Bei 19 Kindern ist der Vorgang noch ungeklärt, wenn z.B. die neue Meldeanschrift nicht im Melderegister zum Versandzeitraum eingetragen ist.

2. Kann das Bezirksamt davon ausgehen, dass angesichts der hohen Nichtteilnahme an den Sprachtests in selben Zeitraum (insgesamt 39 Aufforderungen zur verpflichtenden Sprachförderung wurden als Ergebnis der Feststellungen verschickt) wirklich alle Eltern förderungsbedürftiger Kinder angesprochen wurden?

Es ist im Interesse aller Beteiligten, dass alle förderungsbedürftigen Kinder einen Kitaplatz erhalten. Dies beinhaltet z. T. einen hohen Arbeits- und Zeitaufwand, um die Kinder zum Termin der Sprachstandsfeststellung zu vermitteln. Ein großes Problem hierbei sind die fehlenden Kitaplätze
im Bezirk, so kommt es vor, dass Kinder zwar einen festgestellten Bedarf haben, aber zeitnah kein geeigneter Kitaplatz vor Ort zur Verfügung steht, da Kinder berlinweit aus den umliegenden Innenstadtbezirken diese Plätze bereits in Anspruch nehmen.

3. Wie reagiert das Bezirksamt, wenn die Auflagen zur verpflichtenden Sprachförderung (bei im selben Zeitraum insgesamt 19 Kindern) nicht erfüllt werden?

Aus § 55 Abs. I des Berliner Schulgesetzes ergibt sich keine konkrete Rechtsfolge, daher wurden bislang im Bezirk keine Androhungen von Zwangsgeldern vorgenommen.

Nachfrage:

1. Wie bewertet das Bezirksamt die hohe Zunahme der Nicht-KiTa-Kinder mit Sprachförderbedarf (von 32,2 % in 2009 auf 61,1 % in 2012) und wie wird das Bezirksamt darauf reagieren?

Die erhöhte Zahl der Kinder mit Sprachförderbedarf verdeutlicht den bestehenden Beratungsbedarf in den entsprechenden Bevölkerungsschichten und den dringend notwendigen weiteren Ausbau der benötigten Kitaplätze vor Ort.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Beckers
Friedrichshain-Kreuzberg, den 24.04.2013
Bündnis 90/Die Grünen
Fragesteller*in: Dr. Wolfgang Lenk