Grüne unterstützen die Entwicklung nachhaltiger Nutzungskonzepte für das Tempelhofer Flughafengelände.

„Das Volksbegehren zur Flughafenschließung ist Volksverklapsung.“ Claudia Hämmerling, die verkehrspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die GRÜNEN im Abgeordnetenhaus, ist aus dem Häuschen. Gerade haben in einer Anhörung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr, die Befürworter der Flughafenschließung und ihre Gegner ihre Standpunkte in mehr oder weniger eloquenter Weise dargelegt.

Den Flughafen ins Museum

Tempelhof hat geholfen, Westberlin vor dem Verhungern zu retten und Tempelhof blieb für viele die mentale Verbindung in den freiheitlichen Westen. 1987 landete dort Ronald Reagan und forderte Michael Gorbatschow auf, die Mauer niederzureißen.

Mittlerweile ist es 2007 und weder West – Berlin, noch sonst irgendein Staat der freien westlichen Welt, ist durch eine pansovjetische Imperialismusstrategie bedroht. Seit dem sog. Konsensbeschluss des Berliner Senats aus dem Jahre 1996, ist es politischer Wille und rechtliche Realität: Der Flughafen Tempelhof wird geschlossen.

Die Geschichte und Tradition von Tempelhof kann durch ein großes Luffahrtmuseum bewahrt und geehrt werden. Das Feld und die Gebäude hingegen erwartet eine Zukunft, an der alle Berliner mitwirken können. Diese Zukunft zu verspielen und Tempelhof für den Flugverkehr offen zu halten hieße: Mehr Fluglärm über der Stadt, höhere Gefährdung durch vermehrten Flugverkehr, stärkere Umweltbelastung durch CO2-Ausstoß. Starts und Landungen 150 m vor Mehrfamilienhäusern und Kerosingestank in Wohnräumen.

Trotz dieser Argumente für die Schließung kämpft sowohl eine Bürgerinitiative als auch das bürgerlich-konservative Politiklager gegen die Schließung. Ihre Argumentation ist bewusst einfach gehalten und orientiert sich an der romantischen Erinnerung von Tempelhof als Lebensader für Westberlin.

„Dass Sie den Bürgern ihre Entscheidungsfreiheit nehmen wollen und den Flughafen schon vor einem Volksbegehren schließen wollen ist zutiefst undemokratisch.“ Der Obmann der CDU im Stadtentwicklungsausschuss fährt schweres Geschütz gegen die Senatsverwaltung auf. Damit greifen die Enkel Adenauers ihre eigene Schließungsentscheidung an. Ganz in seinem Geiste: „Was schert mich mein Geschwätz von gestern.“ Wenn die CDU, die den Konsensbeschluß von 1996 zur Flughafenplanung Berlin-Brandenburg federführend initiiert hat, nunmehr zur Tempelhofer-Flieger-Partei, changiert, ist das Konservativ im klassischen Sinne: Die Tempelhofer-Flieger-Partei:Rückwärts immer, vorwärts nimmer!

Von Verantwortung für Berlin als Ganzes, ist an dieser Stelle nichts zu spüren. Als Unterstützung lassen auch die Springerpresse neben altgedienten Politikern, wie dem Initiator des Konsensbeschlusses, Eberhard Diepgen und Altkanzler Helmut Schmidt, regelmäßig Gestalten zu Wort kommen, die ihre subjektiven Vorteile zu Vorteilen für die Berlinerinnen und Berliner umdeuten. Dabei ist es gerade umgekehrt: Es muss ein internationaler Großflughafen geschaffen werden, damit Arbeit und Wohlstand in der Stadt ankommen, statt sie Kleinmut und Provinzialität zu überlassen.

Tempelhof gehört zu den letzten Flughäfen weltweit, die nicht den internationalen Luftfahrtrichtlinien entsprechen: Verlangt werden zumindest ein bis zwei Kilometer freies Land hinter den Enden der Start- und Landebahnen. Jüngste Katastrophen wie in Sao Paulo und Amsterdam unterstreichen die Notwendigkeit solcher Auflagen.

Unterstützt von Bündnis 90/Die Grünen, kämpfen verschiedene Umweltschutzverbände und Bürgerinitiativen für die Schließung. Nicht so laut wie die Gegenseite aber mit den besseren Argumenten. Sie sind diejenigen, welche die Interessen aller Berlinerinnen und Berliner im Auge haben. Sie verklapsen niemand, sie haben die Vision eines Volksparks – des Berliner Central Parks. Ihr Credo lautet: Ein Verkehrsflughafen gehört nicht in ein Wohngebiet. Dieses Engagement verdient Respekt und Unterstützung.

Oliver Kumpfert , Landesverband Berlin, Koordination Nachnutzung Tempelhof