Das Fraenkelufer am Landwehrkanal soll neu gestaltet werden. Die Planungen, die gemeinsam mit Anwohner*innen und Interessierten entwickelt wurden, sehen unter anderem eine Verbreiterung des Fuß- und Radwegs, Sitzmöbel und eine Umstellung von Quer- auf Längsparken vor.
Der Landwehrkanal mit seinen grünen Uferbereichen ist bei Berliner*innen und Berlin-Besucher*innen gleichermaßen beliebt. In dieses Gebiet fällt auch das Fraenkelufer. Der Uferbereich, wie er heute besteht, wurde 1987 geplant. Seitdem sind fast 30 Jahre vergangen und die Anforderungen an den öffentlichen Raum haben sich stark verändert, nicht zuletzt, weil viel mehr Radfahrer*innen unterwegs sind. Gleichzeitig wollen auch mobilitätseingeschränkte Menschen wie Eltern mit Kinderwagen oder Menschen, die auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind, den Uferbereich nutzen. Beide Uferstreifen dienen auch den – häufig wenig mobilen – Patient*innen des Urban-Krankenhauses als Flaniergebiet. Wer einmal auf dem schmalen Fuß-Rad-Weg, der am Fraenkelufer entlangführt, im Matsch oder Staub steckengeblieben ist, wird die Notwendigkeit einer Neuplanung verstehen. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat wegen dauerhafter Übernutzung, Instandhaltungsproblemen, mangelnder Barrierefreiheit und Nutzungskonflikten 2012 die Umgestaltung beschlossen.
Planungen
Dazu wurde ein landschaftsplanerisches Entwurfsverfahren ausgelobt, bei dem fünf Büros ihre Entwürfe einbrachten. Durchgesetzt hat sich der Entwurf des Büros Hanke + Partner Landschaftsarchitekten. Dieser sieht eine Pflasterung des Fuß- und Radwegs mit Mosaikpflaster und seine Verbreiterung um 3 Meter vor. Darin ist auch eine neue, separate Radspur enthalten. Die Verbreiterung wird unter anderem dadurch erreicht, dass das Querparken in der Straße in Längsparken umgewandelt wird. Vereinzeltes Längsparken auch auf der Häuserseite entschleunigt den mobilisierten Verkehr. Die Umsetzung des Längsparkens war eine Idee aus der Anwohner*innenschaft, ebenso der Wunsch, die Raserei von durchfahrenden Fahrzeugen zu unterbinden. Die Bäume im Gehweg sollen einen speziellen Baumschutz erhalten, regelmäßige Aufpflasterungen das Überqueren der Straße erleichtern (siehe Bilder unten). Außerdem wird das historische Geländer saniert. Sitzmöbel und Sitzstufen am Ufer laden zum Verweilen ein.
Die von den Umbaugegner*innen immer wieder angeführte „Zubetonierung“ des Gebietes entspricht nicht der Realität: Bei dem geplanten Mosaikpflaster kann man nicht von einer versiegelten Oberfläche sprechen, ist diese doch nur zehn Prozent weniger wasserdurchlässig als die bisherige wassergebundene Oberfläche. Auch die Aussage, etliche Bäume müssten für die Neugestaltung gefällt werden, entspricht nicht den Planungen. Tatsächlich müssen in dem Gebiet fünf Bäume ohnehin gefällt werden, die von einem Baumpilz befallen sind. Diese Bäume sind von einem unabhängigen Gutachter untersucht worden, der ein Wunschgutachter der Bürgerinitiative „Bäume am Landwehrkanal“ ist. Diesem Gutachter kann sicherlich nicht vorgeworfen werden, leichtfertig Baumfällungen zuzustimmen. Zwei kleinere Bäume müssen für den Umbau gefällt werden, dort wird eine Rollstuhlrampe eingerichtet. Aber wie immer wird es Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume geben.
Bürger*innenbeteiligung
Der Entwurf wurde bei mehreren Infoveranstaltungen seit Frühjahr 2013 öffentlich vorgestellt. Im November 2013 fand eine öffentliche Planungswerkstatt statt, bei der Anwohner*innen ihre Ideen und Wünsche in drei Arbeitsgruppen einbrachten. Die Verbesserungsvorschläge seitens der Bürger*innen wurden kontinuierlich in die Planung eingearbeitet, auch wenn einige Anwohner*innen dies immer wieder abstreiten. Im Herbst 2014 wurden die Pläne an verschiedenen Orten im Bezirk öffentlich ausgestellt.
Am 15. Januar fand eine erneute Veranstaltung im Rathaus Kreuzberg statt, die der Diskussion über die Planungen dienen sollte. Die sehr gut besuchte Veranstaltung wurde mit acht kurzen Inputs von Vertreter*innen verschiedener Naturschutz-, Fahrrad- und Fußgängerinitiativen sowie der bezirklichen Verwaltung und der Anwohner*inneninitiative eröffnet. Dabei wurde deutlich, dass die Planung größtenteils sehr positiv aufgenommen wird. Die Bezirksbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Ulrike Ehrlichmann, erläuterte, dass die Neuplanung die Zugänglichkeit des Uferbereichs für mobilitätseingeschränkte Menschen deutlich erleichtere. Thilo Schütz vom BUND erklärte, dass sein Verband die Verbreitung des Weges und die verbesserte Baumpflege begrüße und der Ansicht sei, der Weg sei dringend sanierungsbedürftig. Die neu gegründete ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg hob deutliche Verbesserungen für Radfahrer*innen hervor. Im Anschluss wurde teils kontrovers diskutiert und es wurde deutlich, dass die Planungen inzwischen emotional sehr aufgeladen sind. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass viele Anwohner*innen die Neugestaltung unterstützen.
Am 14. März konnten Anwohner*innen, Nutzer*innen und Interessierte bei einer weiteren öffentlichen Veranstaltung ihre Ideen in die Detailplanung einbringen.
Unsere Meinung
Wir finden, dass die Planungen sehr zeitgemäß sind und das Fraenkelufer noch attraktiver machen, nicht zuletzt durch eine deutlich bessere Nutzbarkeit für Radfahrer*innen und weniger mobile Menschen sowie eine Entschleunigung des mobilisierten Verkehrs. Die Sitzmöbel und Sitzstufen am Ufer laden zum Verweilen ein und machen das Fraenkelufer zu einem noch schöneren Naherholungsgebiet im Herzen Kreuzbergs – für Berliner*innen und Besucher*innen unserer Stadt gleichermaßen.
Weitere Informationen (Protokolle und die Planungsunterlagen) sind auf den Bezirksamtsseiten zu finden.
Die Bilder zeigen Entwurfsplanungen des Büros Hanke + Partner Landschaftsarchitekten.