Wer braucht diese Autobahn? – Anwohner wehren sich gegen Dreck und Abriss der Häuser

von Olaf Sonnenberg (erschienen im Berliner Kurier am 28.12.2008)

Berlin – 3200 Meter lang, über 420 Millionen Euro teuer: Die Verlängerung der Stadtautobahn bis zum Treptower Park geht in die heiße Phase. 2010 soll Baubeginn sein – Proteste gibt es schon jetzt reichlich.

Geplant ist, die A 100 ab Dreieck Neukölln für 400 Meter zunächst als Tunnel zu verlängern. Der Rest der Strecke soll bis 2016 als Trog gebaut werden: Die Trasse wird dabei tiefer gelegt und erhält steile Wände. Das soll den befürchteten Lärm von geschätzten 65 000 Fahrzeugen täglich mindern.

Die Grünen-Abgeordnete Clara Hermann: „Der Lärm ist nicht das einzige Problem. Dazu kommt der Feinstaub, der Verlust von 300 Wohnungen, das Aus für 300 Kleingärten und der zu befürchtende Verkehrs-Infarkt im Bereich der Elsenstraße.“

Ein aktuelles Gutachten belegt, dass es vor allem an der Kreuzung Elsenbrücke, Markgrafendamm, Stralauer Allee und an der Straße Alt-Stralau ständig eng werden wird. Fast zwei Kilometer Stau prognostizieren Verkehrsexperten vor der Abfahrt Elsenstraße in den Morgenstunden, am Abend müssten Autofahrer zwei Kilometer Stau einplanen. Wer morgens vom Markgrafendamm auf die Elsenbrücke fahren will, müsste mit 38 Minuten im Stau rechnen.

Anwohner und Kleingärtner sind schon jetzt sauer: „Ich habe meine Laube gerade renoviert, das hätte ich mir sparen können“, sagt Muriel Masson (42). Marian Altwasser (26), Mieter in der Beermannstraße: „Die Autobahn sollte verhindert werden.“

Hermanns: „Verkehrspolitisch ist der Bau Blödsinn, zudem irrsinnig teuer.“ Allein die Entschädigung für Kleingärtner, Mieter und Hauseigentümer beträgt mehr als 60 Millionen Euro: „Das wäre die teuerste Autobahn, die je gebaut wurde.“

Im Frühjahr soll das so genannte Planfeststellungsverfahren anlaufen. Dann haben die Anwohner sechs Wochen Zeit, ihre Bedenken vorzutragen.