Lasst uns endlich auf das Tempelhofer Feld

Nach dem erfolgreichen Volksentscheid zur Schließung von Tempelhof verfolgt der Senat eigene Pläne bei der Nachnutzung des Tempelhofer Feldes, er will neues Planungs- und Baurecht schaffen.

Dafür muss er die Öffentlichkeit und Verwaltungen beteiligen. Aber er scheint an Interessen und Anregungen von Anwohnerinnen und Anwohnern nicht interessiert zu sein. Noch häkelt der Senat Luftmaschen. Eine Abteilung möchte Grundstücke verkaufen, und Geld in die Haushaltskasse spülen. Aber glücklicherweise interessiert sich kein Investor für neue Wohn- oder Gewerbegrundstücke am Tempelhofer Feld. Ein anderer Bereich möchte die Grundstücke als Columbiaquartier im neuen FNP (Flächennutzungsplan, Grundlage für Baurecht gebende Bebauungspläne) aufwerten. In seiner Phantasie lassen sich Wohnbauten auf dem Tempelhofer Feld mit dem Bergmannstraßen-Kiez verbinden. Für die neuen Quartiere rund ums Feld soll es eine ordentliche Parkanlage geben. Dafür will der Senat 2019 eine Internationale Gartenbauausstellung (IGA) ausrichten, sollte die Bewerbung Erfolg haben.

Die Meinungen und Vorschläge der Anwohnerinnen und Anwohner interessieren den Senat offensichtlich nicht. Eine Senatsabteilung zeigte sich zwar aufgeschlossen und bat die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr per Internet um Nutzungsvorschläge für das Tempelhofer Feld. Die Auswertung hatte aber keine Konsequenzen. Ebenso folgenlos war der Widerspruch des Bürgermeisters Franz Schulz gegen die Senatsplanung des Columbiaquartiers im Norden des Tempelhofer Feldes, vor und in seinem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Womöglich bleiben auch die kritischen Einwände der Bürgerinnen und Bürger der letzten Wochen gegen den FNP wirkungslos.

Tempelhof für alle

Das Interesse der Anrainerbezirke Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg am Tempelhofer Feld ist einfach zu beschreiben: Die riesige Freifläche soll sofort für Sport und Freizeitzwecke geöffnet und von allen genutzt werden können. Der Mangel an verfügbaren Flächen ist groß, die Parks sind überlaufen, Sportplätze überbelegt, Platz für Natur-Abenteuer gibt es viel zu wenig. Hinzu kommt die Qualität einer riesigen Freifläche für die Natur und die Stadtökologie, und nicht zuletzt für das persönliche Erlebnis. Bauflächen dürfen die ökologische Qualität nicht mindern.

Im Frühjahr dieses Jahres haben die bündnisgrünen Anrainer-Bezirksverbände zwei Veranstaltungen im TAZ-Café durchgeführt. Die erste Veranstaltung, Ende März, zeigte, dass der Schutz von Biotopen (Flora und Fauna) und die öffentliche Nutzung als Stadtpark sich nicht gegenseitig ausschließen. Die zweite Veranstaltung widmete sich dem Thema Bürgerbeteiligung und Bürgerverantwortung bei der Planung und Pflege von Grün- und Freizeitanlagen, zum Beispiel als Natur-Erlebnis-Raum wie es ihn schon am Columbiadamm auf der kleinen, ehemaligen Gartenbauamtsfläche zu bewundern gibt. Aber Zugeständnisse des Senats in Form von Zwischennutzungen bis zur Errichtung der IGA in 2019 reichen nicht aus. Das Engagement der Anwohnerinnen und Anwohner ist für die Rolle des Lückenbüßers zu wertvoll.

Das Tempelhofer Feld ist bis heute, zehn Monate nach der Beendigung des Flugbetriebs, noch immer nicht für die breite Öffentlichkeit begehbar und nutzbar.

Sinnvoll investieren – Die Wiese nutzbar machen

2,5 Millionen Euro hat der Polizei-Einsatz gekostet, als die Squat-Initiative und andere am 20. Juni 2009 zum Besetzen des Tempelhofer Feldes aufriefen. Wozu diese Geldverschwendung? Zum Vergleich: 1 Mio. Euro kostete ein Kilometer Super-Zaun für die G8 in Heiligendamm. Für 2,5 Mio. Euro hätten schätzungsweise 5 bis 10 km Flughafen-Zaun versetzt werden können, genug, um die vorhandenen Sport- und Freizeitanlagen im Norden des Tempelhofer Feldes für alle zugänglich zu machen. Das wäre konstruktiv gewesen, der Polizei-Einsatz war das nicht!

Eine weitere Möglichkeit: Solange eine „bauliche Maßnahme“ nicht möglich erscheint, könnten vom Senat Radtouren und organisierte Spaziergänge über das Tempelhofer Feld finanziert werden!

Im Juli haben wir mit einigen Anwohner-Initiativen und der Grünen Jugend Sonntagsdemos in Neukölln zwischen Hermannstraße und Oderstraße, längs des Zauns des ehemaligen Flughafengeländes durchgeführt. Das Ziel: Der Senat soll uns, die Anwohnerinnen und Anwohner, endlich auf das Gelände lassen! Nach der Sommerpause, im September, machen wir weiter. Im Jahre 2011 sind Neuwahlen – die „Wiese“ bleibt unser Thema. Wir freuen uns, wenn Du mit dabei bist!

Erika Romberg