Bezirk fordert vom Senat einen Informations- und Gedenkort für die Häftlinge des ersten Berliner KZ und die Opfer von Zwangsarbeit auf dem Tempelhofer Feld.
Bezirk fordert vom Senat einen Informations- und Gedenkort für die Häftlinge des ersten Berliner KZ und die Opfer von Zwangsarbeit auf dem Tempelhofer Feld.
Wohnungen geplant Im öffentlichen Bewusstsein dominiert die Erinnerung an die Luftbrücke der Alliierten, die mit ihren „Rosinenbombern“ die Versorgung des abgeschnittenen West-Berlins aufrechterhielten. In Veröffentlichungen und Ausstellungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Geschichte des Flughafens fi nden sich kaum oder gar keine Hinweis auf das KZ Columbia- Haus und die Geschichte der Zwangsarbeit. Bei den bisherigen Überlegungen des Berliner Senates zur weiteren Entwicklung des Tempelhofer Feldes spielt diese geschichtliche Dimension keine Rolle. Dort, wo das Konzentrationslager und später die Baracken für die ZwangsarbeiterInnen standen, will der Senat zukünftig Wohnungen bauen.
Um die Notwendigkeit eines Informations- und Erinnerungsortes für die KZ-Häftlinge und die ZwangsarbeiterInnen des Rüstungsstandortes Flughafen Tempelhof zu erörtern, lud daher der Kulturausschuss des Bezirksparlaments in Friedrichshain-Kreuzberg im Juli zu einer ExpertInnenanhörung ein.
Darstellung der NSGeschichte
Im Ergebnis waren sich alle einig: die „vergessene“ NS-Geschichte des Tempelhofer Flughafens darf nicht weiter ignoriert werden. Wir brauchen ein erinnerungspolitisches Gesamtkonzept, das sich mit den verschiedenen historischen Schichten des Tempelhofer Feldes und ihren spezifi schen Fragestellungen auseinandersetzt. Ein Konzept, das die verschiedenen historischen Dimensionen sinnvoll in eine Beziehung setzt.
Auf keinen Fall darf die Architekturgeschichte des Flughafengebäudes und die Alliiertengeschichte getrennt und losgelöst von der NS-Geschichte dargestellt werden. Hier ist nun die Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten gefordert, die bislang keine eigenständigen Beiträge zum Th ema geleistet hat, und von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nicht einbezogen wurde. Die Stiftung Topographie des Terrors könnte als Träger eines zukünftigen Informations- und Gedenkortes fungieren.
Erinnerung braucht einen Ort
Ein erster Schritt wäre, unverzüglich auf dem Tempelhofer Feld einen provisorischen Informations- und Veranstaltungspavillon aufzustellen. Hier könnte die interessierte Öffentlichkeit sich bereits jetzt mit der vergessenen Geschichte auseinandersetzen und bei der Entwicklung einer Informations- und Gedenkstätte beteiligen.
Elvira Pichler, kulturpolitische Sprecherin, Bezirksverordnete