Die Nächte werden kühler, es locken die geheizten Räume: Da klingt doch ein Abend im Kerngehäuse in der Cuvry Strasse ganz einladend. Unter dieser legendären Adresse des SO 36 residieren im Ratibor Theater seit 10 Jahren "Die Gorillas".

Es ist Samstagabend. Der kleine Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Angeregtes Gemurmel und leises Lachen füllt die Zeit bis zum Start des Programms „Gurke oder Banane“. Pünktlich um halb Neun geht es los. Auch wer noch nie Theatersport mitgemacht hat, begreift schnell die Regeln: Ganz basisdemokratisch kann jeder aus dem Publikum den Schauspielern ihr jeweiliges Stichwort zurufen und nach der meist kurzen Szene den Konsens mittragen: Gurke oder Banane. Gurke, wenn der Regisseur der Szene nicht überzeugte oder Banane für die geglückte Improvisation. Kurzweilig reihen sich die Szenen wie Heiner Müllers uraufgeführtes Fragment zur Klimakatastrophe oder die tragische Operette (sic!) „Garcia – Die Gattin des Bankiers“ aneinander. Holzperlen und kleine Juwelen vermischen sich zum gelungenen Entertainment. Die Eintrittspreise sind sozial gestaffelt bis maximal 15 Euro.

Der Impresario Harald Klenk betreibt eins der ältesten Off-Theater Berlins und kann zufrieden sein, zumindest an zwei Tagen der Woche ist sein Haus stets bis zum letzten Platz gefüllt. Vier der insgesamt 12 Gorillas rutschen, schreiten, rappen, singen oder winden sich in wechselnder Besetzung über die kleine Bühne. Die meisten von ihnen haben eine professionelle Schauspielschule besucht und anschließend in vielen Workshops Theatersport trainiert. Denn was so leicht aussieht, ist harte Arbeit. Natürlich erwartet das Publikum den Lacher – doch wird es zu flach, dann legt sich der Mehltau der schalen Zoten über den Saal. Quote mit Niveau ist gefordert. Selbst aus dem entlegenst wirkendem Stichwort – z.B. Zahnseide – noch eine dramaturgisch verwertbare Idee zu entwickeln, verlangt Esprit, gute Allgemeinbildung und natürlich ein scharfes Gespür für die Themen der Zeit. Der Ball aus dem Publikum fliegt auf die Bühne und im schnellen Match, im Duo oder Dreieck, saust er auf die Pointe zu. Das Keyboard setzt zusätzlich unerwartete musikalische Akzente. In der Pause gibt es Basisgetränke und Erdnüsse. Und für die Nachhaltigkeit kann der Zuschauer, der nach der Show die Fronten wechseln möchte, sich selbst in den Theatersportkursen der Gorillas auspowern.

Off Stage entpuppen sich die Komiker vom Dienst als politisch engagierte Theatermacher. Themen wie der G8 Gipfel werden genauso aufgegriffen wie urbane Entwicklung. Natürlich brauchen sie für diese Inhalte einen anderen Rahmen, aber das Medium des Improtheaters eignet sich auch für ernste Fragen. Die Arbeitsform des Improvisierens setzt Assoziationen frei, die jenseits des gewohnten Diskurses liegen und so die Debatte mit neuen Denkanstößen bereichern können. Einfach mal ausprobieren: Theatersport mit den Gorillas!

Barbara Fischer

Informationen: www.die-gorillas.de Aufführungen jeweils um 20:30 Uhr im Ratibor Theater – Cuvrystr. 20 in Kreuzberg Freitags: Das große 7 Samstags: Gurke oder Banane Eintritt: 15,00 Euro, ermäßigt ab 7,00 Euro.