Am 8. Mai 2009 wurde der Grundstein für ein Dokumentations- und Lernzentrum auf dem Gelände der Topographie des Terrors neben dem Martin-Gropius-Bau gelegt. Die Grünen haben sich jahrzehntelang dafür eingesetzt

Auf dem Gelände an der Wilhelmstraße hatten SS und Gestapo ihre Zentralen. In deren Räumen wurden politische Gefangene aus ganz Deutschland verhört, gefoltert und anschließend fast alle in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. Ab 1939 befand sich dort zusätzlich das von Himmler (Reichsführer SS) und Heydrich (Reichsführer SD) gegründete Reichssicherheitshauptamt – der wichtigste Terrorapparat der Nazis.

zum nächsten Jahrestag des Kriegsendes, am 8. Mai 2010, soll die Ausstellung nach 23 Jahren nun endlich eröffnet werden. Schon jetzt ist die kostenlose Ausstellung als Provisorium mit einer Besucherzahl von über einer halben Million Menschen eine der bedeutensten Gedenkstätten dieser Stadt.

Wie es zu diesem Zentrum der Erinnerung kam

In den 50´er und 60´er Jahren wurden die nach der Bombardierung verbliebenen Reste der Gebäude abgetragen. 1969 wurde dieser Platz für „Autofahren ohne Führerschein“ und für eine große Werbefläche ( Dreamsboys- Nachtbühne) genutzt. Mittel- bis langfristig plante der Senat hier die Durchführung einer 6-spurigen Autobahn . Erst 1980 wurden diese Pläne des Autowahns fallen gelassen. Im gleichen Jahr forderte die internationale Liga für Menschenrechte sowie die Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten den damaligen Bürgermeister Stobbe (SPD) auf, dafür Sorge zu tragen, dass auf diesem Gelände ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus entstehe. Am 13. Februar 1983 beschloss die BVV Kreuzberg einen entsprechenden Antrag der Alternativen Liste (heute Grüne) Fraktion, in dem eine „aktive Gedenkstätte“ gefordert wurde. Im gleichen Jahr gründete sich der Verein ‚ Aktives Museum – Faschismus und Widerstand e.V. ‚ , der sich als Aufbaugruppe einer neuen Form von Gedenkstättenverstand. Kurz darauf gab es den ersten Architekturwettbewerb, der vom damaligen Diepgen-Senat schnell wieder begraben wurde.

Senat behauptete, es gäbe keine Spuren

Weil der Senat immer noch behauptete, auf dem Gelände seien keine wesentlichen Spuren zu finden, gab es am 5. Mai 1985 eine symbolische Ausgrabungs-Aktion und am 8. Mai 1985 eine große Friedensdemonstration, deren Auftaktkundgebung auf diesem Gelände stattfand. Der Hauptredner, der ehemalige Kreuzberger Schulstadtrat Erwin Beck – auch ehemaliger Insasse der Folterkammer – verlangte von seiner Partei, auf diesem Gelände möge endlich etwas Adäquates passieren.

Allerdings übernahm nicht die SPD, sondern die AL-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Becks Forderung. Daraufhin wurden dann zwei Jahre später die ersten Keller freigelegt und u.a. Spuren von ehemaligen Häftlingen an den Wänden gefunden.

Erste Bauten wurden wieder abgerissen

Erst 1992 entschied sich der Berliner Senat (CDU/SPD) für den Bau eines Dokumentations- und Besucherzentrums unter dem Namen „Topographie des Terrors“. Den ausgeschriebenen Bauwettbewerb gewann 1993 der gigantische Entwurf des Schweitzer Architekten Peter Zumthor. Nach dem Baubeginn am 8. Mai 1995 passierte allerdings wenig. Drei Baufirmen gingen in Insolvenz. Als der Berliner Senat (Rot-Rot) und der Bund im Mai 2004 aus Kostengründen das Projekt fallen liessen, waren lediglich das Fundament und drei Treppentürme errichtet. Die politische Verantwortung für dieses Desaster trägt der später wegen des Tempodrom-Skandals zurückgetretene Bausenator Peter Strieder (SPD). Verfolgte Sozialdemokraten hatten das Mahnmal gefordert – jüngere Sozis wollten offenbar an die Geschichte ihrer Partei nicht mehr erinnert werden.

60 Jahre nach dem Kriegsende forderte am 8. Mai 2005 eine ‚Initiative für das Erinnern statt des Vergessens’ abermals den Stillstand auf dem Gelände zu beenden. Daraufhin folgte ein neuer Wettbewerb, den die Berliner Architektin Ursula Wilms gewann. Ihr Entwurf sieht ein eingeschossiges quaderförmiges verglastes Gebäude vor, in dem einerseits die Bibliothek mit inzwischen 25.000 Bänden und Räume für Lehrveranstaltungen und Vorträge mühelos untergebracht werden können.. Da das Land Berlin schmählich versagt hatte, zog der Bund (damals noch Rot/Grün) das Projekt an sich und bewilligten 15 Mio Euro für den Neubau.

Ohne langjährigen Druck wäre nichts geschehen

Erst die außerparlamentarischen Aktivitäten der Antifaschistischen Initiativen, der Geschichtswerkstatt und einzelner politischen Parteien (hier vor allem die AL bzw. später Bündnis 90 /Die Grünen ) erzeugten den notwendigen Druck von unten. Nachdem 30 Jahre die Geschichte auf diesem Gelände unter den Teppich gekehrt wurde, dauerte es weitere 30 Jahre – um ein angemessenes Gedenken der dort Gedemütigten und misshandelten Menschen für die Nachwelt sichtbar zu machen.

Heinz D. Kappei

Infos: www. topographie.de