DS/0701/III
Drucksachen der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin – III. Wahlperiode
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen: Das Bezirksamt wird beauftragt, am Haus Samariterstraße 36 in Friedrichshain eine Gedenktafel anzubringen, um an die Kommune 1 Ost, ihren Protest gegen den Einmarsch der Warschauer Pakt Straßen in Prag und damit an ein wichtiges Stück DDR-Geschichte zu erinnern.
Begründung:
Im Sommer jährt sich das gewaltsame Ende des Prager Frühlings zum 40. Mal. Die 68er- Bewegung wird allgemein diskutiert und erfreulicherweise geht es immer häufiger um das Jahr 1968, vor allem in der Tschechoslowakei, aber z.B. auch in Polen, in Jugoslawien und der ehemaligen DDR. Nachweislich protestierten dort mehrere tausend Menschen gegen den Einmarsch und riskierten damit Strafverfolgung und lebenslange Benachteiligung.
Zu diesen Protestierern gehörten Erika Berthold und Frank Havemann, der Sohn des Regimekritikers Robert Havenmann. Zusammen mit der Schriftstellerin Franziska Groszer und ihrem Ehemann Gert Groszer gründeten sie im Frühjahr 1969 in der Samariterstraße 36 die Kommune 1 Ost nach dem westlichen Vorbild der Kommune 1. Frank Havemann war mit einem Jahr und sechs Monaten bestraft worden, Erika Berthold mit einem Jahr und zehn Monaten. Sie mussten die Strafen zwar nur teilweise absitzen, Erika Berthold aber wurde wegen ihrer Proteste vom Gymnasium relegiert. Franziska Groszer stand bereits seit 1966 unter Auftrittsverbot und durfte nicht öffentlich lesen. Sie ging 1976 in den Westen. Die jüngere Geschichte und damit die Zeit der 68er-Bewegung, die zu einer Demokratisierung der Gesellschaft geführt hat, sollte gerade in einem Bezirk wie Friedrichshain-Kreuzberg nicht nur an einer Rudi-Dutschke-Straße sichtbar werden, sondern auch einen Identifikationspunkt im ehemaligen Ostbezirk Friedrichshain schaffen.
Friedrichshain-Kreuzberg, den 15.04.08
B’90/Die Grünen Frau Kätzel, Ute