Schwerpunktthema: Integration

Das Wort „Klimawandel“ hat sich mittlerweile im täglichen Gebrauch etabliert. Schneller als in manchen Prognosen der WissenschaftlerInnen schreitet der Klimawandel voran. Die Zeiten, in denen die Erderwärmung bzw. der Klimawandel in Frage gestellt wurde, sind vorbei. Viele Industrienationen haben die Gefahr erkannt, jedoch werden kaum Maßnahmen ergriffen. Dass ein Temperaturanstieg von 2 °C (gegenüber dem vorindustriellen Wert) verheerende Folgen für die Erde haben kann, ist nicht von der Hand zu weisen.

Als spürbare Ereignisse können die Abnahme von Gletschern, das Austrocknen von Flüssen und Seen, häufige Dürreperioden und Überschwemmungen gesehen werden. Sie zeigen an, dass der Klimawandel in allen Teilen der Welt eine Realität ist. Die Folgen des Klimawandels besitzen jedoch noch einen weiteren Aspekt: den des Klimafl üchtlings. Nach Schätzungen mehrerer UN-Organisationen würden bis zum Jahr 2035 rund 200 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels aus ihrer Heimat fl iehen.

Hiernach müsste Deutschland wiederum 6 Millionen Klimaflüchtlinge aufnehmen, zumeist Bewohnerinnen und Bewohner der Südhalbkugel. Nach Angaben des UNHCR gibt es bereits jetzt eine geschätzte Anzahl von 20 Millionen Menschen, die wegen des Klimawandels jährlich ihre Heimat, wenn zum Teil auch nur vorübergehend, verlassen muss. Die aktuelle Situation in Pakistan ist ein trauriges Beispiel dafür.

Andererseits baut die EU ihre Außengrenzen zur unüberwindbaren Festung aus. Es sind Tausende, die tagtäglich versuchen, in die EU zu gelangen. Viele von ihnen sterben beim Versuch einer Überfahrt über das Mittelmeer. Die EU hat ein „Abwehrsystem“ entwickelt, das Flüchtlinge zurückhalten soll: es heißt „Frontex“ (Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen).

Ähnlich verhalten sich die USA an ihrer Südgrenze zu Mexiko. Die Klimaflüchtlinge müssen geschützt und unterstützt werden. Dafür müssen u. a. die Länder, die durch ihre Wirtschaftsweise das Klima belasten, zur Kasse gebeten werden. PRO ASYL fordert Programme zur dauerhaften Ansiedlung von Klimafl üchtlingen, die durch Zwangsmigration nicht in ihre Herkunftsländer zurückkehren können (PRO ASYL, 2009).

Als BürgerInnen bzw. KonsumentInnen können wir auch unseren Beitrag zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen (CO?, CH?, N?O etc.) leisten. Wenn wir unser Konsumverhalten klimafreundlich gestalten, müsste sich auch die Industrie darauf einstellen. Das heißt, sie muss klimafreundlich produzieren. Nach manchen Prognosen könnte ein Temperaturanstieg schließlich auch für zahlreiche Hafenstädte der Industrieländer schwere Folgen haben. Es kommt bei dem nächsten Klimagipfel in Kopenhagen insbesondere auf das Verhalten der USA an. Washington müsste bei der Senkung u. a. der CO?-Emission endlich mehr Verantwortung übernehmen. Doch auch andere Wirtschaftsmächte stehen natürlich in der Verantwortung.

Die Zeit schreitet voran und mit ihr der Klimawandel. Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen. Wir sollten nicht vergessen, dass nicht die Erde uns Menschen braucht, sondern wir die Erde.

Dr. Turgut Altug, Leiter des Deutsch Türkischen Umweltzentrums