Neonazistische Vereinigungen setzen auf junge Menschen und machen sich stark in der Jugendarbeit. Sie bieten Hausaufgabenbetreuung an, verteilen "Schülerzeitungen" und CDs mit rechtsextremen Liedern auf Schulhöfen. Doch wie organisiert Rechte in der Jugendarbeit tatsächlich sind wird unter Anderem klar, wenn man einen Blick auf die Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) wirft.

Die HDJ ist ein eingetragener Verein mit ca. 400 Mitgliedern bundesweit und heißt mit vollständiger Bezeichnung „Heimattreue Deutsche Jugend – Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V.“. Vierteljährlich erscheint die Vereinszeitung „Funkenflug“. Die HDJ spricht von der „Reichshauptstadt Berlin“, von der aus sie hauptsächlich agiert. Oder von Mecklenburg und Pommern, einer ihrer derzeit sieben regionalen Einheiten, anstatt von Mecklenburg-Vorpommern. Dies soll den Anspruch auf das heute zu Polen gehörende Hinterpommern kennzeichnen und macht deutlich, dass der Verband ein stark revisionistisches Geschichtsbild hat. Die Zusammenarbeit mit anderen rechten Organisationen ist eng. So sind zum Beispiel die Bundesvorstandsmitglieder der NPD Jörg Hähnel und Ehefrau Stella Hähnel (vormals Palau) aktiv in der regionalen Einheit Preußen.

Auf ihrer Homepage bezeichnet sich die HDJ selbst als „die aktive, volks- und heimattreue Jugendbewegung für alle deutschen Mädel und Jungen im Alter von 7 bis 29 Jahren“ . Hinter der Selbstdarstellung als traditionsbewusst und wertorientiert verbirgt die HDJ ihre rechtsextreme Ideologie. Im Internet findet man einen knapp drei minütigen Werbefilm der Organisation. Mit ihm will man „Disziplin, Kameradschaft und Kampfgeist wecken“ und die „Glut schüren“. Man sieht im Kreis aufgestellte Zelte, in deren Mitte ein Fahnemast steht. Jungs in schwarzen Hosen und Grauen Hemden stehen in Reih und Glied, Mädchen in blauen langen Röcken und weißen Blusen hissen die Vereinsfahne mit dem Emblem der schwarz-weiß-roten Flamme.

So oder so ähnlich wird es auch bei einem Ferienlager Anfang August 2008 im Kreis Güstrow ausgesehen haben, das die Polizei in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt aufgelöst hat. Dort traf man etwa 50 Personen an, von denen 39 Jungen und Mädchen im Alter von 8 bis 14 Jahren waren. Laut einer Pressemitteilung der Polizei wurde dort ein geregeltes Lagerleben mit Verhaltensweisen und Lebensformen aus der Zeit des Nationalsozialismus festgestellt. Aufgrund der sichergestellten Unterlagen geht man davon aus, dass die Kinder gezielt mit nationalistischem Gedankengut geschult wurden. Auf einigen Gegenständen und Schriftstücken war das Hakenkreuz abgebildet.

Durch solche, vorgeblich unpolitische Aktionen, sollen Kinder bereits in jungen Jahren für die rechtsextremistische Szene gewonnen werden. Der Vorsitzende des Vereins, der Bundesführer, betont, dass auch Kleinstkinder bereits in die Aktivitäten des Vereins mit eingebunden werden. Wer das neunundzwanzigste Lebensjahr überschritten hat, kann weiter in der Vereinsorganisation oder in den Freundes- und Familienkreisen aktiv werden. Dies soll verhindern, das ältere Mitglieder nach Familiengründung aus der rechtsextremistischen Szene ausscheiden. So stellt die HDJ mittlerweile ein Sammelbecken rechtsextremer Familienstrukturen und ein enges soziales Netz, aus dem man nur schwer wieder herauskommt, dar.

2007 erließ das Bundesinnenministerium ein Uniformverbot für die HDJ, an das sich der Verein jedoch nicht hält. Öffentlich sagte die Bundesführung dazu, dass man immer noch selbst entscheide was man trage. Auch bei dem aufgelösten Camp waren die Kinder uniform gekleidet. Ende Juni diesen Jahres forderten Politiker der Grünen im Bundestag eine Prüfung des Vereinsverbots der Jugendorganisation Heimattreue Deutsche Jugend e.V. nach dem Vereinsgesetz.

Abschließend betrachtet ist die HDJ eine der gefährlichsten organisierten rechtsextremen Vereinigungen. Ebenso wie die in den 90er Jahren verbotene Wiking-Jugend ködert die HDJ ihre Mitglieder über vorgeblich unpolitische Freizeitangebote, um sie dann ideologisch zu indoktrinieren. Durch Zeltlager, Feriengroßfahrten, Kanu- und Fahrradtouren, Wochenendwanderungen und Lagerfeuerrunden werden sie in die Organisation eingebunden. Die Kinder und Jugendlichen werden in der HDJ als zukünftige rechte Elite ausgebildet. Auch in Berlin ist die HDJ aktiv, deshalb hat die Grüne Fraktion im Abgeordnetenhaus einen Antrag (www.parlament-berlin.de:8080/starweb/adis/citat/VT/16/DruckSachen/d16-1503.pdf) zur Sensibilisierung Berliner LehrerInnen, ErzieherInnen und PädagogInnen eingebracht. Des Weiteren unterstützt die Fraktion die Prüfung eines Vereinsverbots auf Bundesebene.

von Clara Herrmann, MdA, Fraktion Bündnis 90/die Grünen, Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus und jugendpolitische Sprecherin und Sofia Sandmann