Grüne fordern Modelprojekt für "Shared Space" im Bezirk. Ziel ist es den Straßenverkehr sicherer zu machen. Das neue an dem Konzept: Verkehrsregeln werden abgeschafft, allen NutzerInnen des Stadtraums die Verantwortung für ihr Handeln zurückzugeben

Die Idee ist simpel: Man zivilisiert den Autoverkehr, indem fast komplett auf die Eigenverantwortung aller VerkehrsteilnehmerInnen gesetzt wird. Verkehrsschilder, Ampeln und andere Barrieren werden abgeschafft. Fast alle Verkehrsregeln verschwinden. Die einzige, die bleibt, heißt: „Rechts vor Links“.

Das Prinzip ist einfach, das Resultat phänomenal: Nach Einführung von Shared Space gab es in den ersten Pilotgemeinden keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr. Dafür hat die Qualität des öffentlichen Raumes gewonnen. Und genau das wollen wir Grünen nun in einem Pilotprojekt auch bei uns in Friedrichshain-Kreuzberg testen. Ein entsprechender Antrag wurde von uns bereits im Herbst ins Bezirksparlament eingebracht. Derzeit prüft die Verwaltung, welche Orte im Bezirk dafür an besten geeignet sind.

Gefahr bringt mehr Sicherheit

„Shared Space“ – also gemeinsam genutzter, „geteilter“ Raum – ist ein verkehrspolitisches Konzept des holländischen Verkehrsplaner Hans Monderman. Das Ziel von Shared Space ist es, allen VerkehrsteilnehmerInnen und NutzerInnen des Stadtraums die Verantwortung für ihr Handeln zurückzugeben. Die Logik dahinter: „Gefahr bringt mehr Sicherheit“. Das heißt, alle VerkehrsteilnehmerInnen passen mehr auf, wenn der Straßenraum nicht starr einzelnen Verkehrsarten zugewiesen ist. Reglementierende Hilfsmittel wie Ampeln, Schilder oder Bürgersteigkanten werden durch grundsätzlichere bauliche Umgestaltungen ersetzt. Neben der grundsätzlichen Verkehrsregel „Rechts vor Links“ gilt vor allem Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung – „ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme“.

Das Gleiche gilt für FußgängerInnen: Gibt es einen Zebrastreifen, fühlen sie sich in vermeintlicher Sicherheit. Gibt es keinen, achten Sie genau auf den Verkehr, sind vorsichtiger. „Shared Space“ ist damit nicht nur ein Verkehrskonzept, sondern es hat etwas mit Leben, Begegnung und Kommunikation zu tun.

„Shared Space“ auf den Bau von Stadtlandschaften

Im Gegensatz zu herkömmlichen FußgängerInnenzonen setzt „Shared Space“ auf den Bau von Stadtlandschaften. Die Umgestaltung erfolgt beispielsweise durch Einebnung von Straßen und Wegen – und optische Gestaltung durch Klinkersteine. Der Ampel- und Schilderwald verschwindet. Sämtliche Fahrbahnmarkierungen samt Zebrastreifen werden entfernt, sodass die AutofahrerInnen keine eigene Bahn mehr haben und stattdessen ein gemeinsamer Raum entsteht, den sie sich mit den anderen teilen müssen. Das Ergebnis: Alle NutzerInnen des Raums kommunizieren intensiver miteinander, wodurch alle sicherer und der Verkehr flüssiger werden.

Antje Kapek, Bezirksverordnete

Weitere Infos über Shared Space auf der Homepage unserer Verkehrsexpertin im Berliner Abgeordnetenhaus Claudia Hämmerling unter: www.claudia-haemmerling.de/site10.htm#sharedspace