Diese Straße ist nach May Ayim, geb. 1960 in Hamburg, gest. 1996 in Berlin-Kreuzberg, benannt. Die Wissenschaftlerin, Autorin, Pädagogin und Aktivistin der Schwarzen Bewegung in Deutschland hat in ihrem wissenschaftlichen, literarischen, und politischen Werk das Fortbestehen von kolonialen Überlegenheitsvorstellungen und Rassismus aufgezeigt. May Ayim, Tochter einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters, beschrieb rassistische Phänomene, die vom deutschen Kolonialismus über die Zeit des Nationalsozialismus bis heute fortwirken. Damit gab sie wichtige Anregungen zur Auseinandersetzung mit diesen Bestandteilen deutscher Geschichte und Gegenwart. Deren Manifestation im Alltagsrassismus, aber auch in kolonialen Straßennamen, hat Ayim vielfach kritisiert. Sie war Gründungsmitglied der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ (ISD) und maßgeblich an der Prägung und Einführung der Selbstbezeichnung „afrodeutsch“ beteiligt.

Von 1895 bis zur Umbenennung im Jahre 2010 hieß diese Straße „Gröbenufer“. Sie war nach dem Major Otto Friedrich von der Gröben (1657-1728) benannt, der im 19. und bis ins 20. Jahrhundert als deutscher Kolonialpionier geehrt wurde. Mit der Straßenbenennung würdigte Kaiser Wilhelm II. in der Hochphase des deutschen Kolonialismus von der Gröben als „ersten Brandenburgischen Colonial-Gouverneur“ und „Erbauer der Feste Gross-Friedrichsburg an der Küste von Guinea“, im heutigen Ghana (Quelle: Geheimes Staatsarchiv). Von der Gröben hatte Groß-Friedrichsburg im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg errichten lassen. Das Fort diente zwischen 1683 und 1717 als Stützpunkt für Handel und für die organisierte Verschleppung von versklavten afrikanischen Männern, Frauen und Kindern nach Amerika und Europa.

Sklavenhandel ist nach der UN-Resolution von Durban ( 2001) ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, das „zu allen Zeiten als solches hätte gelten sollen“. Kolonialismus hat zu Rassismus, zu Diskriminierung von Menschen aufgrund ethnischer Verschiedenheiten, zu Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz geführt. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat als Zeichen gegen Kolonialismus und Rassismus das Gröbenufer in May-Ayim- Ufer umbenannt. Damit soll zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und zu einer Umkehr der Erinnerungsperspektive anregt werden.