PKWs dominieren den öffentlichen Raum und unseren Alltag. Eine Kreuzberger Initiative möchte dies ändern.

Am 28. Juni 2018 wurde im Abgeordnetenhaus das Mobilitätsgesetz verabschiedet. Damit ist die Verkehrswende in Berlin auf dem Papier beschlossen und der Grundstein für die Mobilität der Zukunft gelegt. Das Berliner Straßenbild soll nachhaltig verändert und ein Ende der autogerechten Stadt eingeläutet werden. Jetzt kommt es darauf an, dass aus dem Gesetz sichtbare Veränderungen in der Realität folgen.

Im Einklang mit unseren politischen Forderungen und im Sinne dieses Gesetzes unterstützen wir – als Wahlkreisabgeordnete und als Grüne BVV-Fraktion – die Initiative „Autofreier Wrangelkiez“. Diese Initiative möchte sich nicht mit den kosmetischen Maßnahmen zur Beruhigung des hohen motorisierten Verkehrsaufkommens im Wrangelkiez zufrieden geben. Ihr Ziel ist, durch Schaffung einer autofreien Zone die Wohn-und Lebensqualität im Wrangelkiez entscheidend zu verbessern.

Der gegenwärtige Zustand im Kiez wird dem verkehrsberuhigten Bereich, als der der Wrangelkiez aktuell ausgewiesen ist, nicht ansatzweise gerecht. Durchgangs-, Liefer- und Anwohner*innenverkehr blockieren Straßen und Gehwege, gefährden Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und vor allem Kinder, nehmen Lebensraum und Spielflächen, belasten die Luft und versperren Rettungsfahrzeugen die Zufahrt.

Unter der Losung „Urbane Räume für Menschen, nicht für Autos“ möchte die Initiative in einem 3-Phasen-Konzept die Wrangelstraße zwischen Skalitzer Straße und Taborstraße sowie den nördlichen Teil der Taborstraße nur noch für den Lieferverkehr zeitlich begrenzt freigeben und die sechs kreuzenden Seitenstraßen (Lübbener-, Oppelner-, Falckenstein-, Cuvry-, südliche Taborstraße und einen Teil des Heckmannufers) in Fußgängerzonen, sogenannte Kiezwege, umwandeln. Dabei sollen alle Straßen weiterhin für Fahrräder und Roller (<10 km/h) befahrbar bleiben.

Hydraulisch versenkbare Poller an der Wrangelstraße und der nördlichen Taborstraße sollen die Ein- und Ausfahrt von Lieferverkehr zwischen 9.30 und 12 Uhr in eine Richtung (Einbahnstraße) regeln. Außerhalb dieser Zeiten bleibt die Zufahrt, wie auch an oben genannten Seitenstraßen, für den motorisierten Verkehr gesperrt.

Rettungs- und Entsorgungsfahrzeuge, Feuerwehr und Polizei können durch die drei Eingänge mit versenkbaren Pollern sowie mit Sonderschlüsseln an den zentralen Pollern der Querstraßen Zufahrt erhalten.

Urbane Räume zurückgewinnen

Durch die Einrichtung von Lastenradstationen zum Umladen von Lieferungen, Car- und Bike-Sharing-Stationen, die Ausweitung von Fahrradstellplätzen und Radwegen sollen kiezverträgliche Formen der Mobilität im Wrangelkiez Einzug halten.

Freiwerdende Parkflächen werden durch Begrünung, Sitzgelegenheiten, Sandkästen und Spielflächen für Erholung und verbesserten Aufenthalt freigegeben. Weiterführende bauliche Maßnahmen, wie der Rückbau der klassischen Fahrbahnen und Autostellflächen, sollen das autozentrierte Straßenland in mehreren Etappen auflösen und ein neues Kiezgefühl entstehen lassen.

Für diejenigen Bewohner*innen, die dennoch nicht auf ein eigenes Auto verzichten können, soll es in der Görlitzer Straße reservierte Parkflächen für Anwohner*innenparken geben.

Mit ihrem umfangreichen und durchdachten Konzept bringt die Initiative „Autofreier Wrangelkiez“ die Grundidee des Berliner Mobilitätsgesetzes mitten in einen Berliner Kiez hinein und erweckt das Papier zum Leben.

Marianne Burkert-Eulitz (MdA, Wahlkreisabgeordnete) und David Hartmann für den Stachel September 2019