PE der Fraktion: Tourismus / Konflikte zwischen Hostels und Anwohnern / Bezirk erschwert Ansiedlung weiterer Beherbergungsbetriebe in Friedrichshainer Wohngebieten / Bezirksbürgermeister Schulz: Es braucht einen fairen Interessenausgleich / Grüne: Tourismus ist nicht nur Wirtschafts-, sondern auch Stadtentwicklungspolitik
Im Stadtteil Friedrichshain wird die Ansiedlung weiterer großer Hostels erschwert. Das Bezirksparlament folgte einem Vorschlag von Bezirksbürgermeister Schulz und reagiert auf Beschwerdeflut von Anwohnern. Grüne wollen fairen Interessenausgleich.
(Berlin, 24. November 2010) Im Stadtteil Friedrichshain wird die Ansiedlung weiterer großer Hostels und anderer Beherbergungsbetriebe in Wohngebieten deutlich erschwert. Auf Initiative des grünen Bezirksbürgermeister Franz Schulz beschloss die Bezirksverordnetenversammlung in ihrer heutigen Sitzung, die Genehmigung für neue Hotel- und Hostelbetriebe von einer Reihe von Auflagen abhängig zu machen. Franz Schulz (Grüne): „Der Bezirk reagiert damit auf die Beschwerdeflut von Friedrichshainer Anwohnern und die Probleme, die eine ungesteuerte Ansiedlung großer Beherbergungsbetriebe für die Wohnnachbarschaft mit sich bringen.“
Konflikte zwischen Anwohnern und Hostelnutzern ergäben sich vor allem durch Verkehrsprobleme, Lärmbelästigung und touristische Folgenutzungen wie Kneipenstraßen. „Wir freuen uns darüber, dass es viele Berlin-Touristen nach Friedrichshain zieht. Aber es braucht einen fairen Interessenausgleich mit der Wohnbevölkerung, wenn ein Quartier auch für seine Bewohner lebenswert bleiben soll“, so Schulz.
Die Grünen im Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg begrüßen die neuen Regeln für die Ansiedlung von Beherbergungsbetrieben. Daniel Wesener, Sprecher der Grünen Fraktion im Bezirksparlament, sagt: „Immer neue und größere Bettenburgen in Wohngebieten bergen die Gefahr, dass ein Kiez kippt. Die Belastungsgrenze für die Anwohner ist in einigen Ecken Friedrichshains bereits erreicht. Allzu lange wurde im Land Berlin Tourismus allein als Wirtschaftsfaktor und nicht als stadtentwicklungspolitische Aufgabenstellung begriffen – das wollen wir Grüne ändern.“
Hintergrund: Die Steigerung bei den Übernachtungen im Bezirk (2003: 884.000 / 2009: 2.377.000) ist die höchste in ganz Berlin. In Friedrichshain hat zwischen 2005 und 2010 die Anzahl von Hostels um sagenhafte 80 Prozent zugenommen. Besonders auffällig ist die Konzentration im Boxhagener Kiez und rund um den Traveplatz. Trotz bereits bestehender Überkapazitäten in der Berliner Hotelerie hält von Investorenseite das Interesse an der Ansiedlung weitere Beherbergungsbetriebe im unteren und mittleren Preissegment an.
Die neuen Regelungen sehen für den Stadtteil Friedrichshain vor, dass die Genehmigung von neuen Beherbergungsbetrieben in Wohngebieten unter bestimmten Bedingungen verwehrt werden können. Das gilt etwa, wenn die Zahl der geplanten Gästebetten über 100 liegt, der Standort in einer ruhigen Wohnstraße liegt oder sich bereits weitere Betriebe im Umfeld befinden.