Die Stadträtin ist im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zuständig für die ganz besonders „grünen“ Themen Umwelt und Mobilität. Sie hat das Konzept „Xhain beruhigt sich“ entwickelt. Es sieht im ganzen Bezirk konkrete Schritte für mehr Verkehrssicherheit und Ruhe im Straßenverkehr vor. Vieles davon ist bereits verwirklicht. Wir fragen Annika:

Welche deiner Projekte sind in der letzten Zeit fertig oder fast fertig geworden?

Die Straßen im Ostkreuz-Kiez um den Boxhagener Platz herum sollen entspannter und sicherer werden. In diesem Jahr hat sich dort viel getan – ein Großteil der geplanten Umbauten ist fertig. Die Niederbarnimstraße ist jetzt eine Sackgasse. Nur so konnten wir den Durchgangsverkehr beseitigen, der in einer Wohnstraße nichts zu suchen hat. Auch mit dem Fahrrad ist es einfacher und sicherer geworden. Im Süden des Ostkreuz-Kiezes haben wir die Gärtner- und Teile der Modersohnstraße zur Fahrradstraße gemacht, in der Autos nur in eine Richtung fahren dürfen. So halten wir auch dort den Durchgangsverkehr raus. Außerdem haben wir vor der Jane-Goodall-Grundschule in der Scharnweberstraße eine Schulzone errichtet. Dort können Kinder spielen; nur Fahrräder und Versorgungsfahrzeuge dürfen durchfahren.
Einige Menschen haben dagegen protestiert und sogar geklagt. Das Verwaltungsgericht hat jedoch im September bestätigt, dass die Projekte korrekt und rechtmäßig sind.
Der Lausitzer Platz wurde schon vor einigen Jahren für den Autoverkehr gesperrt und vom Asphalt befreit. Die Flächen haben wir gemeinsam mit Anwohner*innen bepflanzt. Ein Wettbewerb für die dauerhafte Umgestaltung des Platzes vergangenes Jahr beruhte auf vielen Vorschlägen der Anwohner*innen. Jetzt geht es in die konkrete Planung.

Das Görlitzer Ufer haben wir 2023/24 zu einer Fahrradstraße umgebaut und Straßenbelag durch eine Blühwiese ersetzt. Dort versickert nun Regenwasser und schützt so unsere Bäume. Auch in der Ruhlsdorfer Straße in Kreuzberg haben wir viel entsiegelt und die Baumscheiben vergrößert, damit die Wurzeln genug Platz haben. Außerdem sind am Görlitzer Ufer und in der Ruhlsdorfer Straße die ersten „Grünen Gullys“ im Bezirk entstanden. Mit einfachen Mitteln lassen sie den größten Teil des Regenwassers in der Erde versickern. (Darüber berichtet ein anderer Artikel hier im Stachel.)

Mit den neu begrünten Flächen schaffen wir sogenannte Trittstein-Biotope: kleine naturbelassene Flächen zwischen größeren Grünflächen, über die sich nützliche und seltene Arten von Insekten und Pflanzen ausbreiten können.

(Entsiegelte Graefestraße, Fotos: Andreas-M. Selignow)

Welche Projekte sind gerade im Bau?

Im Moment entsiegeln wir die Blücherstraße in Kreuzberg. Dort entsteht gleichzeitig eine Fahrradstraße und die Möglichkeit, die Straße sicherer zu überqueren. Auch die Brachvogel- und die Alexandrinenstraße bauen wir zu Fahrradstraßen um. So entsteht eine fast durchgehende Fahrradverbindung vom Tempelhofer Feld bis in den Norden Kreuzbergs, wo es Verbindungen zum Fahrradstraßennetz in Mitte gibt.
Am Zickenplatz (Hohenstaufenplatz) im Graefekiez installieren wir Poller, die den lebhaften Fahrrad- und Fußverkehr an dieser Stelle besser schützen und den Durchgangsverkehr fernhalten sollen.

Was plant ihr gerade?

Wir arbeiten vor allem an weiteren Schulzonen – Bereichen vor Schulen, in denen nur eingeschränkter oder gar kein Autoverkehr erlaubt ist. Dazu haben wir Beteiligungen auf mein.berlin.de und vor Ort gestartet und werten diese gerade aus.
Aktuell planen wir den Umbau des Parkplatzes an der Koppen-/Ecke Palisadenstraße zu einer Grünanlage mit Stadtplatz. Zeitgleich führen wir dort eine gebührenpflichtige Parkzone ein.

Wie geht es weiter mit der Parkraumbewirtschaftung?

Hier haben wir eine sehr gute Nachricht: Die Ausschreibung für die Parkscheinautomaten ist für alle zehn neuen Zonen abgeschlossen. Jetzt erstellen wir für jede Zone genaue Pläne für die benötigten Verkehrszeichen – und prüfen, ob bestehende Schilder bleiben können. Gleichzeitig schauen wir, wo wir noch Ladezonen und Abstellflächen für Leih-Roller brauchen. Wir beginnen mit der Zone um die Frieden- und Koppenstraße, danach folgen in Kreuzberg die Alexandrinenstraße und drei weitere Zonen. Ab 2027 wird das Parken in den übrigen Gebieten des Bezirks gebührenpflichtig. So finden Anwohner*innen schneller einen Parkplatz, und es fahren weniger Autos im Kreis, die einen suchen.

Was können Anwohner*innen beitragen?

Informiert eure Nachbarschaft über die geplanten Umbauten und überzeugt sie davon. Auf xhain-beruhigt.berlin seht ihr, was bei euch geplant ist. Bringt euch in Kiezblock-Initiativen oder in die Mobilitäts-Arbeitsgemeinschaften der Parteien ein, dort erfahrt ihr mehr über die aktuellen Planungen.
Und engagiert euch für unser Stadtgrün. Der Bezirk bekommt immer weniger Geld für die Pflege der Grünflächen. Infos dazu findet ihr auf planb2030.org/gemeinsamgaertnern. Begrünt auch euren Hinterhof – die Grünberatung des Stadtteilausschusses Kreuzberg e. V. unterstützt euch dabei kostenlos.

Das Interview wurde von Andreas-M. Selignow aufgezeichnet.