Die Nachbarschaftsgarten-Initiative setzt sich ein für den Fortbestand des Rosa Rosen Gartens als einen selbstbestimmten öffentlichen Raum gegen soziale Isolation und kulturelle Engstirnigkeit

Nicht nur in Friedrichshain kommen Nachbarn selten zum Plausch zusammen. Der öffentliche Raum ist zunehmend kommerzialisiert und kostet Eintritt. Besonders betroffen sind Menschen mit geringen Einkommen, Erwerbslose, ältere Menschen, Menschen mit geringerer Kommunikationsfähigkeit und Jugendliche ohne Abitur. Sie werden isoliert.

Viele Jahre lagen im dicht bebauten Friedrichshain, in der Kinzigstrasse, drei nebeneinander liegende Grundstücke brach. 2000 m² zugemüllte Fläche – in einem an Grünflächen sehr armen und Feinstaub sehr reichem Berliner Bezirk. „Der Müll muss weg“, das war die erste Gemeinschaftsaktion der neu entstandene Nachbarschafts-Gruppe. Bei Arbeit , Kaffee und Kuchen hat man sich kennen gelernt und schon einmal Pläne für die Zukunft des Gemeinschaftsgartens gemacht. Ein offener Nachbarschaftsgarten wirkt der sozialen Isolierung entgegen. Die AnwohnerInnen haben die Möglichkeit, nahezu ohne finanzielle Aufwendungen ein gemeinschaftliches, intergeneratives Projekt selbst zu gestalten. Durch die aktive Gestaltung der eigenen Wohnumgebung zu einem lebens- und liebenswerterem Bereich, wird soziales Engagement gezeigt und praktische Demokratie gelebt.

Seit Mai 2004 treffen sich die GartenfreundInnen der Rosa Rose-Initiative nun schon. Der Garten in der Kinzigstrasse ist ein wichtiger Ort für die gesamte Nachbarschaft geworden. Die NachbarInnen, von denen viele Freunde geworden sind, nutzen den Garten für ihre Hochzeiten, Geburtstagsfeste, Kinoabende, Gartenfeste und Lesungen. Und nicht zu vergessen der Gemüsegarten, immer wieder füllt er die Mittagsteller. So wurde der Garten Rosa Rose viel mehr als eine Grünfläche. Es wurde ein Gemeinschaftsgarten für Alte und Junge, für Menschen mit unterschiedlichem kulturellem und nationalem Hintergrund, mit einem Kinderbeet und einem rollstuhlgerechtem Beet.

Urban Gardening global und lokal in Friedrichshain

Er steht dabei in der Tradition der weltweiten Community Garden-Bewegung und ist vernetzt mit Garteninitiativen, u.a. in New York, London und Wien. Viele BesucherInnen aus aller Welt kommen gezielt vorbei, einige rasten zufällig im Garten und lassen sich das Konzept erklären.

Bagger walzen das Community-Grün platt

Rosa Rose ist auch seit Anbeginn eingebettet in internationale grassroot-Bewegungen. So war der Gemeinschaftsgarten im Mai 2008 im Rahmen des Weltkongresses „planet diversity“ ein Anlaufplatz für die länderübergreifende Soziale Bewegung „Pelum“. Rosa Rose war Teil internationaler Jugendaustauschprogramme, Schwerpunkt von universitären Arbeiten und wurde auch von lokalen PolitikerInnen von Anfang an als engagierte Bürgerinitiative viel gelobt. Sie gilt als vorbildlich, nachahmenswert und unterstützungswürdig.

Bagger walzen das Community-Grün platt Doch wie sieht der Gemeinschaftsgarten Rosa Rose jetzt aus? Über Zweidrittel des gemeinschaftlichen Gartengrüns sind vom Bagger platt gefahren, der Lehmofen, die kleine Bar und der Brunnen wurden eingerissen, die Bäume wurden umgesägt oder schnell noch ausgegraben und umgesetzt. Ein Zaun verbietet nun ein Betreten der staubigen Fläche.

Doch rosa Rosen sind zäh und dornig

Der Gemeinschaftsgarten Rosa Rose steht für selbstbestimmtes Handeln und partizipative Stadtgestaltung, für unabhängige und gestaltbare Freiräume, gegen die fortschreitende Kommerzialisierung sozialer und kultureller Angebote, für ein Aufbrechen der nachbarschaftlichen Anonymität auf lokaler Ebene und für mehr Solidarität auf globaler Ebene, für alternative Bildungsformen, für den Schutz von Biodiversität, für Ernährungssouveränität in allen Teilen der Welt, für höhere Lebensqualität für alle und nicht nur für die Reichen. Rosen sind zäh und dornig, sie können nicht so einfach ausgerissen werden. Das Projekt Rosa Rose besteht weiter und wächst – der Kampf um den Erhalt des Gartens von Allen für Alle geht weiter. Die Forderung der Initiative an die Politik stehen für die Wiedereröffnung des Geländes. Helga Pudel, Rosa Rose

Infos: www.rosarose-garten.net