Resolution

Initiator*in: B’90/Die Grünen

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Die BVV Friedrichshain-Kreuzberg fordert den Eigentümer des Hauses Kottbusser Damm 9 nachdrücklich auf, sich mit seiner Mieterin „Kamil Mode“ in Verbindung zu setzen und sich über eine Fortsetzung des 16-jährigen Mietverhältnisses zu verständigen.

„Kamil Mode“ führt Kleidung für eine große Gruppe von Frauen aus den türkischen und arabischen Communities. An der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln lebt eine sehr große Bevölkerungsgruppe, auf deren Bedürfnisse und Modestyle sich dieser Familienbetrieb spezialisiert hat. Die Nachfrage ist enorm und es gibt in Berlin nur wenige Geschäfte für den entsprechenden Kundinnenkreis.

Spezialwünsche werden individuell erfüllt und es herrscht eine angenehme, familiäre Atmosphäre, in der man sich wohl und zuvorkommend betreut fühlen muss. Das Betreiber Ehepaar kümmert sich seit 16 Jahren mit großem Engagement um die Wünsche dieses Kundinnenkreises und genießt einen sehr guten Ruf in der Nachbarschaft. Deshalb verfügt der Laden auch über eine treue Stammkundschaft.

„Kamil Mode“ zahlt für die relativ einfach ausgestatteten Räume bereits heute einen hohen Mietpreis von 1.200 € für 61m², der dem Eigentümer eine ordentliche Rendite sichert. Trotzdem ist der Betreiber von „Kamil Mode“ zu Gesprächen darüber bereit, ob die Miete im Rahmen des wirtschaftlich möglichen noch einmal angepasst werden kann. Dieses Gesprächsangebot wurde vom Eigentümer bisher nicht angenommen. Dies ist besonders unverständlich.

Stattdessen ist vom Eigentümer überliefert, er wolle lieber „etwas Schönes“ an Stelle des Textilgeschäfts haben, welches für die Nachbarschaft eine so enorme Wichtigkeit besitzt und zu dem es wenige Alternativen gibt. Ein weiteres Café oder Bistro wird in Kreuzberg und Nordneukölln deutlich weniger dringend benötigt als dieses Geschäft. Ein multikultureller Bezirk wie Friedrichshain-Kreuzberg benötigt auch Läden, in denen seine vielen Kulturen die Kleidung finden, die sie gerne tragen möchten. Der Bedarf an Essen und Trinken ist dagegen hinreichend gedeckt.

Deshalb fordert die BVV den Hauseigentümer auf, sich – auch im Sinne der Nachbarschaft – mit seinem Mieter zusammen zu setzen und eine Lösung für den Verbleib dieses wichtigen Nahversorgers zu finden. „Kamil Mode“ steht Kreuzberg gut zu Gesicht und die von allen gesuchte und gepriesene Kreuzberger Vielfalt würde einmal mehr etwas von ihrer Einzigartigkeit verlieren, falls „Kamil Mode“ zugunsten eines weiteren gesichtslosen Gastrobetriebs verschwinden muss.

Friedrichshain-Kreuzberg, den 11.12.2018
Bündnis 90/Die Grünen

 

PDF zur Drucksache