PE der Fraktion: Straßenumbenennen / Festakt zur Umbenennung Gröbenufer / Signal für neuen Umgang mit deutscher Kolonialgeschichte in Berlin / erstmals Umkehr der Erinnerungsperspektive bei neuem Straßennamen / Grüne: Mit May-Ayim-Ufer kolonialen Bezug erhalten statt tilgen

Am Kreuzberger Gröbenufer wird am kommenden Samstag (27.2.) im Rahmen eines Festaktes das neue Straßenschild „May-Ayim-Ufer“ enthüllt. Statt den Namen von Otto Friedrich von der Gröben, der für den kurbrandenburgischen Sklavenhandel mitverantwortlichen ist, soll die Straße zukünftig den Name der Wissenschaftlerin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung in Deutschland, May Ayim, tragen. „Damit wollen wir den Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte lenken, aber dabei nicht mehr den Kolonialpionier ehren, sondern eine Frau, die sich mit den Folgen dieser Geschichte kritisch auseinandersetzte“, sagt Franz Schulz (Grüne), Bürgermeister des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Nach seinen Recherchen sei das die erste Straßenumbenennung in Deutschland, bei der die Perspektive der Erinnerung in dieser Form umgekehrt werde. Als Datum habe man bewusst den Abschluss der Erinnerungskampagne „125 Jahre Berliner Afrika-Konferenz – erinnern, aufarbeiten, wiedergutmachen“ gewählt. Auf der damaligen Konferenz haben die Weltmächte Afrika unter sich aufgeteilt.

Das Bezirksparlament hatte die Umbenennung im Mai 2009 auf Initiative von diversen entwicklungspolitischen Gruppen und auf Antrag der Grünen beschlossen. Kritiker hatten eingewendet, dass Otto Friedrich von der Gröben möglicherweise selbst kein Sklavenhändler gewesen sei. „Es steht außer Frage, dass Gröben mit dem Bau des brandenburgischen Stützpunktes Großfriedrichsburg erst die Voraussetzung für zehntausendfache Verschleppung und Versklavung schaffte“, sagt Elvira Pichler (Grüne), Vorsitzende des Kulturausschusses im Bezirk.

Für die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion ist die Umbenennung daher ein überfälliges Signal für einen neuen Umgang mit deutscher Kolonialgeschichte in Berlin. „Mit dem Namen May-Ayim-Ufer wollen wir den kolonialen Bezug erhalten und nicht tilgen“, sagt Pichler.

Terminhinweis: Festakt zur Umbenennung des Gröbenufers in May-Ayim-Ufer mit Franz Schulz, Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin Datum: Samstag, den 27.02.2010 Zeit: von 11-13 Uhr Ort: im Zelt des Zirkus Cabuwazi, Eingang Köpenicker Straße 2-4 in Friedrichshain- Kreuzberg

Im Anschluss findet der Gedenkmarsch des Komitees für ein afrikanisches Denkmal in Berlin (KADIB) statt, der an die Opfer von Sklaverei, Sklavenhandel, Kolonialismus und rassistischer Gewalt erinnert. Er führt zur Gedenktafel für die Berliner Afrika-Konferenz in der Wilhelmstraße 92

Weitere Infos zur Gedenkkampagne „125 Jahre Berliner Afrika-Konferenz – erinnern, aufarbeiten, wiedergutmachen“ finden Sie unter: www.berliner-afrika-konferenz.de[www.berliner-afrika-konferenz.de]