Seit 2004 ist das Frauenzentrum Schokofabrik in Frauenhand, gekauft von einer dafür gegründeten Genossinnenschaft. Nun müssen 50.000 € eingeworben werden, um das neue Schokocafé auszubauen.

Das alte Schokocafé im Hinterhaus Mariannenstraße 6 in SO 36 war seit der Hausbesetzung 1981 eine feste Institution und trug wesentlich dazu bei, dass die Schoko weit über Berlin hinaus bekannt wurde. Es war ein beliebter Treffpunkt für Frauen und Lesben, doch es lag zu versteckt. Die Zeiten hatten sich geändert. Frau/Lesbe brauchte nicht mehr das Gefühl von Sicherheit, wie es der große Raum im Erdgeschoss der ehemaligen Schokoladenfabrik geboten hatte. Viel lieber traf man sich in einem der Straßencafés auf dem Heinrichsplatz. 2006 wurde das alte Schokocafé geschlossen und dient jetzt als Salon für das Hamam, das seit seiner Erweiterung immer mehr Besucherinnen anzieht.

Eine neue Ära

Im Januar dieses Jahres hat eine neue Ära im Frauenzentrum Schokofabrik begonnen. Denn der frühere Laden Mariannenstraße 6, im Eigentum der Genossinnenschaft, kann umgebaut werden. Dort entsteht ab Sommer 2008 das neue Schokocafé, zur Straße hin und es steht auch Männern offen. „Für Frauen und ihre Freunde“ lautet der neue Slogan. „Das Café soll eine Drehscheibe sein, ein Ort der Kommunikation für alle“, erklärt Lisa Seiler, Projektkoordinatorin in der Schoko. „Doch es soll auch ein Frauenort bleiben. Und wir wollen weiterhin selbstbewusst und feministisch im Kiez und in Berlin Flagge zeigen.“ Bis zum Sommer ist das provisorische Café ein Open Space mit festen Öffnungszeiten. Es kann für Veranstaltungen genutzt und – gegen Spende – auch für private Partys gebucht werden. Dann wird umgebaut: Schall- und Feuerschutzdecke sind erforderlich, ebenso der barrierefreie Zugang zum Café und zu den Toiletten. 50.000 € wird die Umbaumaßnahme kosten und dafür werden 100 neue Genossinnen gesucht, die mit ihrer Einlage in Höhe von jeweils 500 € das Ganze finanzieren.

100 neue Genossinnen

„Ich finde es gut, das eigene Geld sinnvoll und eben in einem Frauenzentrum anzulegen“, wirbt Lisa Seiler für die Aktion „100 neue Genossinnen“. „Wir als Genossinnen gewährleisten mit unserem Beitrag, dass die verschiedenen Schoko-Arbeitsbereiche günstige Mieten haben. Genossin wurde ich auch, weil ich es gut finde, dass hier Frauen die Besitzerinnen sind. Weltweit sind gerade einmal 3 % des gesellschaftlich geschaffenen Vermögens in Frauenhand.“ Die Schoko ist nicht nur Berlins größtes Frauen- und Lesbenzentrum. Sie bietet auf 1000 qm und sechs Etagen eine einzigartige Mischung aus Sozial- und Rechtsberatung, Bildung, Dienstleistung, Sport- und Freizeitangeboten. Zweckbetriebe, die sich selbst finanzieren und Sozialprojekte, die auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind, gestalten die Angebote. Annähernd 80 Frauen arbeiten im Projekt, darunter 23 Angestellte. Die Schoko ist also auch ein Wirtschaftsbetrieb. An staatlichen Zuschüssen fließen nur noch 170.000 € jährlich. „Zu wenig“, findet Projektkoordinatorin Lisa Seiler. „Deswegen fordern wir 10 % Erhöhung vom Senat, um die gestiegenen Kosten auszugleichen und wir fordern mehr feste Stellen im Sozialbereich und für die feministische Bildung.“

Die Schoko ist Vorreiterin

Die Schoko-Genossinnenschaft ist auch Vorreiterin für andere Berliner Projekte, erläutert Hausmeisterin Bea Fünfrocken: „Wir haben uns gegründet, um ein Projekt zu erhalten und günstige Mieten für die Projektbereiche zu gewährleisten. Das ist ein völlig neues Modell im Genossenschaftswesen und andere überlegen, ob sie es uns nachmachen sollen.“ Eigentümerin zu sein bedeutet aber für das Frauenzentrum Schokofabrik auch, immer wieder neue Genossinnen zu finden, die bereit sind, ihr Geld anzulegen. Denn das Frauenprojekt muss alle Um- und Ausbauten selbst finanzieren, wie zum Beispiel derzeit das neue Schokocafé. uka