Wer Rita kennt, wundert sich immer wieder, woher sie diese unglaubliche Kraft und Lebensfreude nimmt. Und dass, obwohl sie sich seit dreißig Jahren mit einem wenig erfreulichen Thema beschäftigt, dem Berliner Umgang mit Flüchtlingen
Geehrt wurde Rita Kantemir-Thomä für ihren langjährigen und unermüdlichen Einsatz für Flüchtlinge und Asylbewerber in Berlin. Sie zog 1981 als eine der ersten Mitglieder der Alternativen Liste (AL) ins Berliner Abgeordnetenhaus ein und wurde durch ihr Engagement für die Belange der Flüchtlinge zu einer Institution in der Berliner Flüchtlingsarbeit. Unter anderem war sie Mitbegründerin des Berliner Flüchtlingsrates. Nach ihrer Zeit im Abgeordnetenhaus beriet sie als Mitarbeiterin der Fraktion Hunderte von Flüchtlingen, denen die Ausländerbehörde das Leben schwer machte. Über die Jahre setzte sie sich besonders für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, für Menschen aus dem Libanon und für Traumatisierte aus dem ehemaligen Jugoslawien ein. Bei ihrem Engagement schreckte Rita Kantemir auch vor provokativen Aktionen nicht zurück. So blockierte sie zusammen mit dem Kreuzberger Pfarrer Jürgen Quandt 1985 am Tegeler Flughafen einen Bus, in dem Flüchtlinge zur Abschiebung gefahren wurden. Dies trug ihr ein Strafverfahren wegen Nötigung ein. Als viele Christen die Kirche wegen deren liberaler Flüchtlingspolitik verließen, setzte Rita Kantemir ein Zeichen und trat demonstrativ in die Kirche ein. Rita Kantemir ist in zweiter Ehe mit dem Ausländerbeauftragten der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg Hanns Thomä verheiratet. Das Preisgeld von 2.500,- € ließ sie einem interkulturellen Begegnungszentrum in Beirut zukommen. Hoffentlich hat Rita Kantemir auch in Zukunft die Kraft, den rassistischen Normalzustand in der Bundesrepublik anzuprangern – und durch die Hilfe für viele Einzelne, die Welt für alle besser zu machen. Dirk Behrendt, MdA