Am 17. Mai, dem Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie (IDAHOT) macht die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg mit einer Aktion auf die noch notwendige Gleichstellung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter und queeren (LSBTIQ*) Menschen in unserer Gesellschaft aufmerksam. Gemeinsam mit Senator Dirk Behrendt, Canan Bayram, rechtspolitischer Sprecherin im Abgeordnetenhaus und Direktkandidatin zur Bundestagswahl, den queerpolitischen Sprecher*innen Anja Kofbinger und Sebastian Walter sowie Pascal Striebel und Sarah Jermutus vom Ausschuss für Frauen, Gleichstellung, Inklusion und Queer in Friedrichshain-Kreuzberg wurde der Vorplatz des Kreuzberger Rathauses symbolisch umbenannt.
(Berlin, am 15. Mai 2017) Der Initiator des grünen BVV-Antrags zur Umbennenung des Rathausvorplatzes Pascal Striebel sagt dazu: „Wir wollen symbolisch den Vorplatz des Kreuzberger Rathauses in Anne-Klein Platz umbenennen, um an eine der Vorkämpferinnen für die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen zu erinnern. Mit der Benennung gerade des Platzes am Sitz des Bezirksparlaments würdigen wir an einem immanent politischen Ort eine Persönlichkeit, die – auch über ihre Zeit als aktive Politikerin hinaus – zeitlebens politisch war.“
Canan Bayram, Direktkandidatin der Grünen zur Bundestagswahl begrüßt die Aktion zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie: „Ohne das Engagement von Menschen wie Anne Klein wäre Berlin heute nicht die bunte, weltoffene Stadt, die wir so schätzen. So setzen wir heute in Friedrichshain-Kreuzberg dafür ein starkes Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz. Was heute nur ein symbolisches Zeichen ist, wird hoffentlich bald durch den grünen Antrag Realität.“
Dirk Behrendt, Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, ergänzt: „Zwar sind homosexuelle Handlungen seit 1994 nicht mehr unter Strafe gestellt, doch der Kampf für Akzeptanz und gleiche Rechte geht weiter. So gilt Transsexualität immer noch als psychische Störung und Transmenschen müssen entwürdigende Prozeduren in Kauf nehmen, wenn sie ihren Namen und/oder Geschlecht ändern wollen. Das antiquierte Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 muss durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden. Auch in der Gesellschaft sind Homo-, Bi- und Transfeindlichkeit leider noch immer Alltag. Auch deshalb ist die Suizidrate bei queeren Jugendlichen vier- bis siebenmal höher. Deshalb braucht es mehr grüne Queerpolitik.“
Zum Hintergrund:
Anne Klein (*1950, † 2011) war Anwältin, Notarin und Berliner Senatorin. Sie war frauenbewegt und sie war lesbisch. Seit ihrem Studium setzte sie sich für die Gleichberechtigung ein. Sie gründete ein feministisches Rechtsberatungszentrum und betrieb eine Anwältinnen-Kanzlei, die sich ausschließlich auf Frauenrechte spezialisierte. 1989 wurde sie im rot-grünen „Frauensenat“ unter Walter Momper für die Alternative Liste Senatorin für Jugend, Frauen und Familie. Dort erkämpfte sie – die erste „bekennend homosexuelle“ Landesministerin – das erste Landes-Antidiskriminierungsgesetz. Sie schuf das damals völlig neuartige „Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ und brachte eine Vielzahl von Innovationen zur Stärkung der Rechte von Frauen und gleichgeschlechtlichen Paaren in die Politik und Verwaltung ein. Auch nach ihrer Zeit als aktive Politikerin blieb Anne Klein als Anwältin politisch. Sie setzte sich mit all ihrer Kraft für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben ein – bis zu ihrem Tod 2011.
Die Grüne Fraktion im Bezirksparlament (BVV) hat einen Antrag gestellt, den Rathausplatz auch offiziell nach Anne Klein zu benennen. Zahlreiche Initiativen aus dem Bereich Frauen und Queer unterstützen diesen Vorschlag. Link Antrag