Nach Protesten der AnwohnerInnen hat der Bezirk vorhandene Planungen für die Grünfläche Luisenstädtischer Kanal auf Eis gelegt. Nun diskutieren die Stadträtin, Bürgerinitiativen und Denkmalbehörden über alternative Lösungen
Aufgebrachte AnwohnerInnen haben im Frühling verhindert, dass in der Kreuzberger Grünfläche Luisenstädtischer Kanal Bäume gefällt wurden. Ursprünglich hatte der Bezirk geplant, dort verwahrloste Wege wieder herzustellen und den lang gezogenen Grünzug insgesamt neu zu gestalten. Doch die von den Grünen gewählte Umwelt-Stadträtin Jutta Kalepky stoppte Baumfällungen und Bauvorhaben nach dem starken Protest der Bürgerinitiative Bäume für Kreuzberg.
Dieser Schritt ist der vorläufige Höhepunkt einer jahrelangen Beteiligung von BürgerInnen beim Thema Luisenstädtischer Kanal. Denn bis ins vorvergangene Jahr hatte der heutige Bürgermeister Franz Schulz intensiv mit engagierten BürgerInnen und dem dort ansässigen Bürgerverein Luisenstadt e.V. schon einmal über neue Planungen für den Grünzug diskutiert. Nach etlichen Gesprächsrunden hatten sich der damals zuständige Stadtrat und die AnwohnerInnen im Konsens geeinigt.
Doch als die Vorarbeiten begannen, legten die Bagger alte Kanalwände frei, die die Landesdenkmalbehörde für rekonstruktionswürdig hielt. Denn bis Anfang des vergangenen Jahrhunderts befand sich dort zwischen dem heutigem Engelbecken und dem Kreuzberger Urbanhafen ein echter Kanal. Ab 1926 wollte der berühmte Gartenarchitekten Erwin Barth einen Park entstehen lassen, der besonders für die normale Bevölkerung aus der Umgebung nutzbar sein sollte.
Nach den Funden legte die Verwaltung überarbeitete Pläne vor, die das Anliegen der Denkmalschützer berücksichtigten: Teile des Grünzuges sollten abgesenkt werden, damit der Charakter des ehemaligen Kanals wieder stärker erkennbar sein könne. Diese Pläne stehen bis heute in der Kritik, weil vorhandene Bäume hätten gefällt werden müssen. Inzwischen lehnen einige Teile der Bevölkerung Veränderungen insgesamt ab. „Wenn die AnwohnerInnen gemeinsam entscheiden, dass sie keine Veränderung wollen, wird es auch keine geben“, erläutert Kalepky die grundlegende Position des Bezirksamtes. Schließlich nehmen wir Basisdemokratie ernst.
Seit Beginn der Proteste gab es daher etliche Treffen mit Einzelpersonen, Initiativen und Bezirksamt. Derzeit wird für den weiteren Diskussionsprozess auch über eine externe Moderation durch den Stadtteilausschuss Kreuzberg nachgedacht. Die BI Bäume für Kreuzberg hat darüber hinaus ihr Interesse bekundet, Veranstaltungen aus bezirklichen Mittel für die Beteiligung von BürgerInnen finanziert zu bekommen. Wann eine weitere Diskussion in einer großen öffentlichen Veranstaltung stattfinden soll, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Allerdings war für Mitte Juni ein nächstes Treffen der Arbeitsgruppe aus Initiativen und Verwaltung geplant. „Der Prozess ist weiterhin offen – ich bin gespannt, was letztendlich im breiten Konsens umgesetzt werden kann“, sagt die Stadträtin.
Jutta Kalepky freut sich auch darüber, dass die öffentlichen Zuschüsse, mit denen der Bezirk die neue Gestaltung finanzieren wollte, nicht verloren gehen. Das Bezirksamt will nun die schon genehmigten Finanzmittel für die Grünfläche am Bethaniendamm verwenden, um sie wieder besser für die Bevölkerung nutzbar zu machen. Diskussionen mit den AnwohnerInnen sind nach mehreren Treffen schon weit fortgeschritten.