Pressemitteilung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus Berlin zum Verwendung von Forschungsgelder der Tabakindustrie am Berliner Herzzentrum.

Lisa Paus, wirtschaftspolitische Sprecherin, und Heidi Kosche, gesundheitspolitische Sprecherin, erklären:

937.000 Euro sind in den Jahren 2003 bis 2005 von der Tabakindustrie für ein Forschungsprojekt an das Deutsche Herzzentrum (DHZ) geflossen. Daraus sind sechs Veröffentlichungen in anerkannt wissenschaftlichen Publikationen, sogenannte „peer-reviewed“-Journalen, in den Jahren 2005 und 2007 entstanden. Das bestätigte die Wissenschaftsverwaltung auf unsere Kleine Anfrage (Drs. 16/12416). Obwohl international üblich, fehlt jedoch bei sämtlichen Publikationen der Hinweis auf die Geldgeber. Somit wurde der falsche Anschein unabhängiger Forschung erzeugt.

Die internationale Tabakindustrie arbeitet seit vielen Jahren systematisch daran, Wissenschaftler und wissenschaftliche Veröffentlichungen zu beeinflussen, um so die tödlichen Auswirkungen des Rauchens zu relativieren. Das ist inzwischen für jedermann nachzulesen, nachdem die Konzerne dank amerikanischer Gerichtsentscheidungen dazu verpflichtet wurden, interne Dokumente offen zu legen. Diesen vormals internen Dokumenten ist der Fall Deutsches Herzzentrum Berlin zu entnehmen, aber auch eine Vielzahl weiterer Deutscher Forschungseinrichtungen scheinen beteiligt zu sein.

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann die Tabakindustrie kein Partner für die Gesundheitsforschung und Medizin sein. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen begrüßt es deshalb, dass das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg als erste Forschungseinrichtung Deutschlands einen Ethischen Kodex zur Ablehnung von Tabakindustriegeldern verabschiedet hat. Wir fordern den Senat auf, sich dafür einzusetzen, dass Charité, Vivantes sowie weitere Forschungs- und Gesundheitseinrichtungen der Stadt sich diesem Kodex anschließen und somit eine Selbstverpflichtung eingehen, jegliche finanziellen Mittel der Tabakindustrie für Forschungsförderung und Gutachterhonorare abzulehnen. Einen entsprechenden Antrag haben wir ins Parlament eingebracht (Drs. 16/1171).