Mit San Rafael del Sur in Nicaragua verbindet uns eine Klimastädtepartnerschaft. Anfang Februar 2016 fand die 2. Expert*innenentsendung im statt. Diesmal ging es von Berlin nach San Rafael: Drei Vertreter*innen des Xhainer Umweltamts reisten in die Partnergemeinde und lernten von ihren Kolleg*innen, welche Maßnahmen vor Ort im Bereich Klimaschutz und -anpassung umgesetzt werden. Ein Gastbeitrag.

Anfang Februar 2016 fand die 2. Expertenentsendung im Rahmen des Projekts „ 50 Klimapartnerschaften bis 2015“ statt. Diesmal ging es von Berlin nach San Rafael: Drei VertreterInnen des Umweltamts des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg reisten in die Partnergemeinde und lernten von ihren Kollegen, welche Maßnahmen vor Ort im Bereich Klimaschutz und –anpassung umgesetzt werden. So fanden Besuche zu kleineren Projekten wie der munizipalen Baumschule, aber auch zu zukunftsweisenden Großprojekten statt. Besonders eindrücklich waren die Energiegewinnungsanlagen der Zucker- und Zementfabrik, die thermische und elektrische Energie zum Eigenverbrauch und zur Einspeisung in das öffentliche Netz aus Abfallprodukten der Reis- und Erdnussindustrie erzeugen.

Aber auch die Geothermieanlage war für die Besucher aus Friedrichshain-Kreuzberg etwas Besonderes, denn hier wird im Untergrund gespeicherte Energie vulkanischen Ursprungs zur Stromerzeugung genutzt. Bei der Erkundung und Erschließung der thermischen Lagerstätten nutzen die nicaraguanischen Energiebetriebe auch die Erfahrungen isländischer Fachfirmen.

Der Anteil der erneuerbaren Energien in Nicaragua liegt an Spitzentagen bei 57 %, bis 2020 soll ein durchschnittlicher Anteil von 90 % erreicht werden. Auch die Pazifikregion, zu der San Rafael gehört,  wird hier einen Anteil leisten. In den kommenden Jahren sollen 500 kleinere Wasserkraftanlagen in den flussreichen Gebieten gebaut werden. Positiver Nebeneffekt: durch die Umstellung auf erneuerbare Energien wird Nicaragua unabhängiger von den Ölimporten aus Venezuela.

Hier kann sich Deutschland durchaus etwas abgucken: trotz des Aufwärtstrends werden im Jahr 2025 voraussichtlich gerade 40 – 45 % des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien produziert werden.

Das Ziel der Expertenentsendung bestand darin, gemeinsame Ziele und Handlungsschwerpunkte zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimaschutz zu formulieren, sowie sich auf eine gemeinsame Leitlinie für die zukünftige Zusammenarbeit zu einigen. Dies stellt angesichts der völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen der beiden Gemeinden natürlich immer wieder eine Herausforderung dar. Dennoch fand man bereits erste gemeinsame Schwerpunkte, die einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Ressourcen und zur CO2-Reduktion in beiden Gemeinden leisten sollen. So sollen beispielsweise in beiden Gemeinden Maßnahmen zur Umweltbildung, eine Vergrößerung der Waldbestände, und die Schaffung von Grünflächen umgesetzt oder auch Fahrradwege geplant und gebaut werden. Für San Rafael ist zudem die Renaturierung des ca. 15 ha großen Kalkabbaugebiets im Gespräch.

Anfang Juli wird dann die 3. und letzte Expertenentsendung stattfinden und der Bezirk wird drei Gäste aus San Rafael empfangen. VertreterInnen beider Gemeinden werden weitere Details für die Kooperation ausarbeiten.  Auf Grundlage dieses Handlungsprogramms, das bis November dieses Jahres fertiggestellt werden muss, können ab 2017 Fördergelder zur Umsetzung der Maßnahmen beantragt werden.

Ansprechpartnerin:

Helena Jansen, Fachreferentin Kommunale Entwicklungspolitik
helena.jansen@staepa-berlin.de
030 – 61 20 91 65

Galerie


Besuch des Kalkabbaugebiets

Besuch des Kalkabbaugebiets


Besuch der Geothermieanlage

Besuch der Geothermieanlage


Energiegewinnung aus Zuckerrohr (alle Fotos: Elisabeth Simon/Oliver Voge)

Energiegewinnung aus Zuckerrohr (alle Fotos: Elisabeth Simon/Oliver Voge)