Im monatelangen Streit um geplante Baumfällungen am Landwehrkanal in Kreuzberg gibt es keine einvernehmliche Lösung. Ein Gespräch zwischen der Bürgerinitiative und dem Bezirk auf der einen und dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) auf der anderen Seite endete heute Vormittag ohne einen geplanten Kompromiss. Das pikante an dem Vorgehen des WSA: Schon vor Ende des Gesprächs begannen Baumfäller im Auftrag des WSA nahe der Waterloo-Brücke mit ihrer Arbeit. Schon kurz nach Beginn der Sitzung waren zahlreiche Polizeikräfte am Kanal, um Baumretter an möglichen Aktionen zu hindern, berichteten Anwohner.
„Wir sind fassungslos wegen des dreisten Vorgehens des Wasser- und Schifffahrtsamts – es handelt unverantwortlich und unverschämt, weil es sich wiederholt nicht an getroffene Absprachen gehalten hat“, sagte Manuel Sahib, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der BVV. „Wenn WSA-Leiter Hartmut Brockelmann schon vor Ende des Gesprächs Polizei und Fälltrupp alarmiert hat, zeige es, dass er nie einen echten Kompromiss wollte.“
Ursprünglich plante die Bundesbehörde, 200 Bäume entlang des Landwehrkanals umlegen zu lassen, weil die Ufermauer brüchig ist. Nachdem sich Anwohner im „Aktionsbündnis Bäume am Landwehrkanal“ engagierten und der öffentliche Druck zu groß wurde, ruderte das WSA zurück – auch nach einem Treffen mit Bürgermeister Franz Schulz (Grüne). Seit Wochen suchten nun Initiative und Bezirksamt eine Lösung, um auch 41 weiterhin bedrohte Bäume retten zu können. Doch obwohl beide sogar zustimmten, drei Ulmen zu fällen, konnten sie sich mit dem WSA nicht insgesamt einigen.
„Leider sitzt das WSA am längeren Hebel und kann wegen seiner wasserpolizeilichen Befugnisse auch ohne Zustimmung des Bezirks fällen lassen“, sagte Sahib. Bis zuletzt habe man allerdings auf einen echten Kompromiss vertraut.