Seit Anfang August 2009 gärtnern wir im neuen Nachbarschaftsgarten hinter dem Georg-von-Rauch-Haus auf dem Bethaniengelände am Mariannenplatz auf 30 Einzel- und Gemeinschaftsbeeten, die von über 40 Garten-Interessierten gepflegt werden

Angefangen hatte alles mit einer Veranstaltungsreihe zu interkulturellen Gärten im AnwohnerInnenforum sOfa im Bethanien im Frühjahr 2008. Hier wurde schnell klar, dass die AnwohnerInnen auch am Mariannenplatz gern gemeinsam und selbstversorgend gärtnern wollen. Mit dem umzäunten Gelände des Gartenbauamtes am Bethaniendamm war eine damals brach liegende Fläche bald gefunden, und wir brachten uns sehr motiviert in das gerade stattfindende Bürgerbeteilungsverfahren zur Umgestaltung der Freiflächen um das Bethanien ein.

Mit unserem Anliegen trafen wir bei den Verantwortlichen jedoch nicht nur auf offene Ohren. Der Parkcharakter ginge durch eine Gartennutzung verloren, die Fläche würde nur durch wenige genutzt und privatisiert, und der Bedarf ist sowieso zu groß, so bekamen wir zu hören. Manchmal hatten wir den Eindruck, gegen eine Wand zu reden und überhaupt nicht vermitteln zu können, dass auch wir eine offene Fläche haben wollten, aber eben auch ausreichenden Schutz vor Hunden.

Die professionellen Beteiligungsmanager von Architektenbüro, Stattbau und Stadtteilausschuss versuchten vergeblich, Alternativen für uns zu finden, um den Garten an der fraglichen Stelle zu verhindern. Etwas mehr moderierende Unabhängigkeit hätte dem Stadtteilausschuss hier gut angestanden.

Erst besetzt – dann Nutzungsvertrag Die Besetzung der von uns begehrten Fläche durch Wagenplatz- und Freiraum-Aktive im Juni 2008 brachte das Bezirksamt dann in Zugzwang. Wir gründeten den Verein „Ton, Steine, Gärten“ und setzten uns insgesamt ein halbes Jahr mit dem Bezirksamt auseinander – hitzig und leidenschaftlich rund um die Themen Flächengröße, Zäune, Gemüse. Zwischenzeitlich verhandelte 2100 Quadratmeter stellten sich im Frühjahr 2009 als Missverständnis heraus, da die Nutzung von Teilen dieser Fläche schon 2007 festgeschrieben und vom Senat abgesegnet wäre. Uns blieben etwas mehr als 1000 Quadratmeter. Nicht ohne Bauchkneifen unterschrieben wir am 1. Juli 2009 dann trotzdem einen Nutzungsvertrag.

Sehr geholfen haben uns in dieser Zeit die Treffen mit dem Netzwerk der interkulturellen Gärten in Berlin, wie auch die motivierende Nachbarschaft: Mit dem AWO-Begegnungszentrum organisierten wir gemeinsame Nachmittage, das Rauchhaus half uns mit der Wasserversorgung; gut unterstützt mit Gartengeräten und Samen hat uns auch das Gartenbauamt des Bezirks.

Zahl der MitstreiterInnen fast verdreifacht In den ersten beiden Monaten hat sich die Zahl unserer MitstreiterInnen fast verdreifacht. Als Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft versuchen wir gerade, uns besser kennenzulernen und gemeinsam für das neue Jahr zu planen.

Neben dem Miteinander über unsere Verschiedenheiten hinweg ist für uns das Gärtnern und die Selbstversorgung in der Stadt ein wichtiges Anliegen. Wir leisten einen erleb- und auch selbst gestaltbaren Beitrag zur Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks und zur Umsetzung der lokalen Agenda 21. Die Vorgabe des Abgeordnetenhaus-Beschlusses zur Agenda21, bis 2015 je Stadtbezirk zwei neue interkulturelle Gärten einzurichten, halten wir für zu niedrig angesetzt. Der Bedarf ist groß, und bevor geeignete Flächen bebaut oder verkauft werden, sollte die Nutzung als öffentlicher interkultureller Nachbarschaftsgarten geprüft werden. Einige GärtnerInnen von der Gartengruppe Ton, Steine, Gärten

Die Aktiven vom Nachbarschaftsgarten am Mariannenplatz treffen sich jeden Montag 19 Uhr im AWO-Begegnungszentrum, Adalbertstraße 23a. Interessierte sind herzlich willkommen. Weitere Infos unter: gaerten-am-mariannenplatz.blogspot.com