Bereits im September letzten Jahres luden Bündnis 90/Die Grünen zur Diskussion zur Situation in der Hasenheide

Spätestens zu Beginn der Parksaison im Frühjahr treten alljährlich in der hochfrequentierten Hasenheide Konflikte zwischen unterschiedlichen Nutzern auf. Der Park, der an die dicht besiedelten Bezirke Neukölln und Kreuzberg grenzt, ist bei Familien und JoggerInnen ebenso beliebt wie bei HundebesitzerInnen. Viele beschweren sich über offenen Drogenhandel. Thomas Blesing, der sozialdemokratische Baustadtrat aus Neukölln, Antje Kapek, die Sprecherin für Umwelt, Bauen und Wohnen der bündnisgrünen Fraktion in Friedrichshain – Kreuzberg und Steffen Dopichay, Leiter des Polizeiabschnitts 55, in dem auch die Hasenheide liegt, waren geladen, um mit den AnwohnerInnen Situation und Perspektiven des Parks zu diskutieren.

Thomas Blesing wies eingangs auf die positiven Entwicklungen in der Hasenheide hin. So sei der Park das einzige Naherholungsgebiet für viele AnwohnerInnen. Den daraus resultierenden vielseitigen Nutzungsbedarf habe man erfolgreich in Angriff genommen: So gebe es mit einem Freiluftkino, verschiedenen Sportflächen, einer Hundewiese und einem Tiergehege unterschiedlichste Angebote. Positiv sei auch, dass die jährlichen Maientage nicht mehr in der Hasenheide stattfinden würden und die Grünflächen damit geschont würden. Steffen Dopichay von der Polizei stellte klar, dass in der Hasenheide „nur“ weiche Drogen gehandelt würden. Es sei ansonsten keine ungewöhnliche hohe Kriminalitätsrate zu verzeichnen – die Dealer seien in den meisten Fällen friedlich. Der Vorteil eines bekannten Drogenumschlagplatzes wie der Hasenheide sei, dass man das Gebiet recht leicht kontrollieren könne. Der Park sei allerdings so weitläufig, dass eine regelmäßige großflächige Überprüfung nicht machbar sei. Die Polizei hingegen sei auf konkrete Hinweise und Anzeigen der Bevölkerung angewiesen.

Antje Kapek kritisierte den Einsatz von MAE – Kräften zur Müllentsorgung. Sie sehe darin keine für den Arbeitsmarkt qualifizierende Maßnahme. Es sei außerdem an der Zeit, generell keine Großveranstaltungen auf Grünflächen der Berliner Innenstadt zuzulassen, wenn diese für nachhaltigen Schaden sorgten und den ohnehin immensen Nutzungsdruck verschärften. Der geplante Umzug der Maientage auf das Tempelhofer Feld sei daher keine wirkliche Verbesserung der Umstände.

Die anschließende Diskussion verlief kontrovers und quer durch das Publikum. Manche beschwerten sich über unbeseitigten Hundekot, HundebesitzerInnen hingegen z. B. über mangelnde Beleuchtung der Hundewiese. Eltern monierten, sie fürchteten angesichts des offenen Drogenhandels um die Sicherheit ihrer Kinder, andere mahnten zu Zurückhaltung: Von den Dealern ginge keine Gefahr aus, ein klares „Nein“ reiche aus, um sie loszuwerden. Moderator Dirk Behrendt gab hier zu bedenken, dass es auf der anderen Seite scheinbar eine große Nachfrage nach Cannabis gebe. Die Konsumenten, im Entfernten ebenfalls eine Nutzergruppe, blieben jedoch meist unerkannt. Hier könne nur eine Entkriminalisierung weicher Drogen durch kontrollierte staatliche Ausgabe Abhilfe schaffen.

Eine endgültige Lösung der Probleme scheint immer noch entfernt. Stadtrat Blesing sieht hier auch die Bürger in der Pflicht. „Wichtig ist und bleibt, dass alle sich an bestimmte Regeln der Rücksichtnahme halten.“ Für alles weitere wurden Kontakte ausgetauscht und Gespräche vereinbart. Immerhin. Ein Anfang ist gemacht.

Jonas Schemmel