Zum Tode Werner Orlowskys erklären Jonas Schemmel, Fraktionssprecher, und Annika Gerold, Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses (beide Bündnis 90/Die Grünen Friedrichshain-Kreuzberg):
„Mit Werner Orlowsky verliert unser Bezirk eine echte Institution und Deutschland seinen ersten grünen Baustadtrat.
Als Betreiber einer Drogerie in der Dresdener Straße wurde er in den 70er Jahren Zeuge davon, dass viele der alten Häuser rund um das Kottbusser Tor für den Bau des Neuen Kreuzberger Zentrums (NKZ) abgerissen werden sollten. Dies hätte das Ende der belebten Kiezstraße bedeutet. Er engagierte sich als Sprecher einer Initiative von Anwohner*innen und Gewerbetreibenden für den Erhalt der Gebäude. Als 1981 die Mitglieder der Alternativen Liste (heute Bündnis 90/Die Grünen) in Kreuzberg einen Baustadtrat stellen durften, wählten sie Werner Orlowsky. So wurde er der erste grüne Baustadtrat Deutschlands – und ein Paradebeispiel für die Wirkkraft zivilgesellschaftlichen Engagements.
In den folgenden Jahren trug er maßgeblich dazu bei, durch sein Konzept einer behutsamen Stadterneuerung die Kreuzberger Kieze im Sinne ihrer Bewohner*innen fair und sozial zu entwickeln. Profitgierigen Investoren stellte er sich entschieden entgegen und bewies so Jahrzehnte, bevor die negativen Auswirkungen der Gentrifizierung in allerMunde waren, ein visionäres Gespür für eine gesunde Stadtentwicklungspolitik.
Über Kreuzberg hinaus bekannt wurde er unter anderem durch sein Engagement für den Bau des Spreewaldbads. Nachdem der CDU-Senat 1984 die Gelder für das Bad gestrichen hatte, legte er in einer inszenierten Badeaktion mit Bademantel, Blechbadewanne und Blaskapelle kurzerhand selbst den Grundstein für die Schwimmhalle. Durch seine Kampagne sah sich der Senat schließlich gezwungen, die Gelder für den Bau bereitzustellen.
Ohne den Einsatz Werner Orlowskys wäre Friedrichshain-Kreuzberg nicht derselbe bunte Bezirk, den wir alle kennen und schätzen. Wir sind zutiefst dankbar für sein Engagement. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Tagen bei seiner Familie.“