Am 11. Februar 2020 fand die Bezirksgruppe des grünen Kreisverbands Friedrichshain-Kreuzberg erstmalig in den Räumen der Berliner Stadtmission in der Frankfurter Allee 96 und damit endlich auch einmal im Stadtteil Friedrichshain statt. Schwerpunktthema des Abends war eine Podiumsdiskussion zu Wohnungs- und Obdachlosigkeit.

Eingeladen waren hierzu Sebastian Bayer von Fixpunkt e.V., Standortleitung Kottbusser Tor, Alexandra Haberecht, stellvertretende Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle/Sleep in für junge Menschen und Martin Parlow,
AK Wohnungsnot und Mitarbeiter in der Kältehilfe der Caritas.

Der interessante und aufschlussreiche Erfahrungsaustausch auf dem Podium machte schnell klar, mit welchen Schwierigkeiten und Problemen Menschen ohne Wohnung oder Obdach zu kämpfen haben und welche Anforderungen und Notwendigkeiten sich dadurch für die sozialen Träger ergeben, die für und mit dieser Zielgruppe arbeiten. Dabei wurde noch einmal besonders das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum deutlich. Dies betrifft leider nicht nur den einzelnen Menschen sondern auch die sog. Trägerwohnungen. Viele dieser Wohnungen, in denen Betroffene mit verschiedensten Problemlagen von Sozialarbeiter*innen betreut werden, wurden in der Vergangenheit von Vermieter*innen gekündigt oder konnten durch die Träger aufgrund hoher Mieterhöhungen nicht mehr gehalten werden. Darüber hinaus fehlt es immer häufiger an qualifiziertem Fachpersonal. Auch im Bereich der Obdachlosenhilfe macht der Fachkräftemangel also nicht Halt.

Verbesserung der medizinischen Versorgung

Handlungsbedarf wird auch bei der Gesundheits- bzw. medizinischen Versorgung gesehen. Hier kann man deutlich die zusehende Verschlechterung des Gesundheitszustandes obdachloser Menschen wahrnehmen. Die medizinische Basisversorgung der Patient*innen muss weiter ausgebaut werden und z. B. auch die Verweildauer in den Krankenhäusern erhöht werden. Zu oft werden kranke Menschen ohne Wohnung oder Obdach zu früh auf die Straße entlassen. Auch die Schaffung von weiteren Möglichkeiten zum intravenösen Konsum von Drogen in geschützten Räumen ist notwendig.

Wohnungslosigkeit: immer häufiger jung und weiblich

Alarmierend ist auch der Bericht von Alexandra Haberecht, die als stellvertretende Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle/Sleep in für junge Menschen immer häufiger mit sehr jungen Mädchen konfrontiert wird. Sehr oft gelangen diese Mädchen mangels Wohnung oder Schlafplatz in Abhängigkeiten zu Männern, die ihnen – natürlich nicht uneigennützig und ohne „Gegenleistung“ – Obdach gewähren. Neben fehlendem Wohnraum für z. B. betreutes Wohnen für diese Zielgruppe bedarf es auch an Bildungsangeboten für die jungen Mädchen, um diesen Perspektiven für die Zukunft zu bieten.

Fazit der Veranstaltung: Insbesondere die Landespolitik ist weiterhin gefragt, neben einer Politik für bezahlbaren Wohnraum auch die sozialen Träger weiter zu stärken, um aufsuchende Sozialarbeit und gesundheitliche Versorgung für die betroffenen Menschen in ausreichendem Maße zu ermöglichen.

Claudia SchulteMitglied im BVV-Fraktionsvorstand, Ausschuss für Soziales sowie stv. Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses für den Stachel 04/2020