Viele glauben die Bäume am Landwehrkanal (Lwk) längst gerettet, das Gezerre mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) Schnee von gestern und schütteln bei der Kunde, das Mediationsverfahren Zukunft Lwk stehe mittlerweile im 3. Jahr, verwundert den Kopf. Manche halten es für eine Steuergeld verschwendende ABM für Mediatoren und/oder eine aufwendige Art von Zermürbung des Bürgerwillens. Nach Wiederaufnahme der im Forum konsensual beschlossenen Baumaßnahmen sei also Erreichtes und das nur innerhalb der Mediation noch Durchzusetzende im folgenden knapp skizziert:

Die unsinnigen Betonwürfel, welche die Bäume landseitig „sichern“ sollten, sind aus Kreuzberg verschwunden, nachdem die vom Mediationsforum einmütig beschlossene Verspundung der Ufermauer zur wasserseitigen Sicherung eingebaut ist. Dort, wo das Landschaftsbild prägende überhängende Baumkronen das Einbringen der Stahlbohlen behinderten und nach Ansicht der WSA-Ingenieure einfach gekappt gehörten, wurde durchs vereinbarte simultane Arbeiten von Wasserbauern, Baumpflegern und dem Bauleiter Baumschutz erreicht, dass beispielsweise den 2007 besetzten Linden am Tempelhofer Ufer kein Ast gebrochen wurde: eine stilbildende Leistung, die entlang der 11 Kanal-Km noch öfter wiederholt sein will.

Innovative japanische Technik kommt zum Einsatz Die Kastanien an der Corneliusstraße in Mitte sind jedoch noch immer angepflockt, da die Härte der Kanalsohle herkömmlichen Methoden des Verspundens widersteht. Den BürgervertreterInnen ist es zu danken, dass gegen große Widerstände im Amt das innovative Verfahren einer japanischen Firma zum Einsatz kommt, das nicht nur effizienter, sondern auch emissionsärmer ist und derzeit am Paul-Lincke-Ufer/Forster Straße getestet wird. An einer Infotafel vor Ort erläutern BürgerInnen Interessierten den Kontext und ermuntern zum Feedback.

Auch die berühmte Abbruchstelle nahe Kottbusser Brücke wird derzeit in einer Variante saniert, die auf Intervention von Bürgerseite so modifiziert wurde, dass sie emissionsärmer, schneller und kostengünstiger ist.

Potential des Kanals als grüne Magistrale Im Mediationsverfahren wurde ein komplexer Katalog aller relevanten Interessen und Kriterien entwickelt, wonach mögliche Sanierungsvarianten zu beurteilen sind, sodass die Entscheidungen transparent, nachvollziehbar und belastbar werden. Vielversprechend für eine ökologisch nachhaltige Sanierung ist die Bereitschaft der WSV, freiwillig die nur bei Planfeststellungsverfahren obligate Umweltverträglichkeitsprüfung/Erstellung eines Landschaftspflegerischen Begleitplans vorzunehmen. Die umfassende Kartierung von Flora, Fauna und Biotoptypen wird die Umweltkosten von Sanierungslösungen vergleichbar machen und bei unvermeidbaren Eingriffen in Natur und Landschaft zeigen, wo Kompensationen ökologisch größtmöglichen Sinn machen. Diese erst 2013 abgeschlossenen Untersuchungen dürfen jedoch die Umsetzung der sogenannten Primärsanierungsvariante unter Wasser, eben die Verspundung, nicht verzögern, die nun zeitnah für größere Abschnitte beschlossen und im nächsten Winter angegangen werden muss.

Um das Potential des Lwk als grüne Magistrale zu entwickeln, muss die Planung der Infrastruktur für emissionsfrei betriebenen Wassertourismus sowie die eines kreuzungsfreien Uferradwanderwegs mit der Sanierungsplanung verzahnt werden. Zwar gibt es einen Bundesradwegeplan und Finanzierungstöpfe auf Bundes- wie EU-Ebene, aber der Berliner Senat muss hier im Rahmen des Mediationsverfahrens aktiv mitarbeiten.

Achim Appel, BI/Verein Bäume am Landwehrkanal

Mehr auf www.baeume-am-landwehrkanal.de & www.landwehrkanal-blog.de